14. Oktober 2017

Meschner beim Sachsentreffen

Hermannstadt ist viel zu schön, um nur für die drei Tage des großen Sachsentreffens den Weg anzutreten. Die Anreise im Juli ermöglichte uns, die Stadt in den Tagen vor dem großen Ansturm zu genießen. Die Zahl der Meschner, die in diesen Tagen und auch am ersten Festtag hier anzutreffen war, war sehr überschaubar, deswegen war ich froh, dass wir beim Trachtenumzug gemeinsam mit Trachtenträgern aus Reichesdorf und Wurmloch eine Gruppe bilden durften.
Dafür war die Überraschung am Samstagmorgen recht groß, als wir keine wirklich „gemischte Truppe“, sondern eine Meschner Gruppe, die aus ihrer selbstverständlichen Freundlichkeit heraus die wenigen Reichesdorfer sehr gerne mit aufnahm, darstellten. Der Trachtenumzug war für den einen oder anderen auch eine kleine Erkundungstour durch den historischen Stadtkern von Hermannstadt, der einen wirklich in seinen Bann ziehen kann.

Sehr schnell stellte sich die Frage des Vergleichs mit unserer jährlichen Teilnahme in Dinkelsbühl. Die Antwort aus der Gruppe war deutlich: Es ist anders als in Dinkelsbühl, es ist nicht schlechter. Ja, auch für mich war es anders, emotionaler. Eine Frage nahm ich mit, auf die ich noch keine Antwort gefunden habe: Kann es sein, dass unsere siebenbürgisch-sächsische Seele sich in Hermannstadt doch ein klein bisschen anders anfühlt als im wunderschönen Frankenstädtchen?
Meschner Trachtengruppe beim Sachsentreffen in ...
Meschner Trachtengruppe beim Sachsentreffen in Hermannstadt. Foto: Andreas Mantsch
Neben diesen Unterschieden hatten wir als Meschner die große Ehre, auch eine Gemeinsamkeit mit unserer letzten Teilnahme in Dinkelsbühl zu entdecken. Bei unserem Vorbeiziehen an der Ehrentribüne erhob sich Bischof Guib von seinem Platz und klatschte uns stehend Beifall. Wenn uns diese respektvolle Geste in Dinkelsbühl überraschte, war es diesmal die pure Freude, ja Begeisterung, die ausgelöst und auch ausgedrückt wurde. Es war sehr schön diesen Moment in Siebenbürgen zu erleben. Hierfür möchte ich einen hochachtungsvollen Dank an unseren Ehrenbürger ausdrücken.

Die Teilnahme an diesem Umzug verfestigte die Erkenntnis, dass wir unsere jahrelang gepflegte Isolation endgültig aufgegeben haben und als kleiner Bestandteil in der lebendigen siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft angekommen sind. Die Frage der vor uns laufenden Baaßner nach der Herstellung unserer wunderschönen Vereinsfahne bestätigt dieses Gefühl. Auch in der Ansprache von Präsident Johannis fand sich ein Bezugspunkt zu Meschen, indem er Stephan Ludwig Roth zu den bedeutendsten siebenbürgisch-sächsischen Persönlichkeiten zählte. Dass viele Meschner im Lauf des Tages beim Feiern am Großen Ring in Hermannstadt anzutreffen waren, überrascht sicherlich niemanden und gehört zu unserem Gemeinschaftsbild als Selbstverständlichkeit dazu.

Der sonntägliche Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche bot die Ruhe, die vielen Begegnungen und noch nicht wirklich greifbaren Momente der letzten Tage innerlich zu ordnen. Für uns war es eine seltene Gelegenheit, Bischof Guib in so einem festlichen Rahmen mit einer tiefgreifenden Predigt zu erleben, und gleichzeitig der Abschluss dieser Hermannstädter Tage, die sicherlich als eine bleibende Erinnerung noch eine Weile nachwirken werden.

Hans Reinerth

Schlagwörter: Meschen, Sachsentreffen, HOG

Bewerten:

16 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.