15. Mai 2004

Heimat finden in Europa

Mit seinem Motto "Heimat suchen - Heimat finden" erinnert das diesjährige Pfingsttreffen an das Schicksal der Sachsen in Nordsiebenbürgen, die vor 60 Jahren evakuiert wurden und in Österreich, Deutschland und Übersee eine neue Heimat gefunden haben. Dass die Siebenbürger Sachsen fähig und willens sind, ihre Erfahrung des jahrhundertelangen Mittlertums zwischen Ost und West in das zusammenwachsende Europa einzubringen, zeigen sie in einem breit gefächerten Programm vom 28. bis 31. Mai 2004 in Dinkelsbühl. Alle Siebenbürger sind aufgerufen, daran teilzunehmen und Gemeinsinn zu praktizieren.
Im September 1944 wurden rund 40 000 Sachsen vor den nahenden Sowjettruppen aus Nordsiebenbürgen und einigen südsiebenbürgischen Ortschaften evakuiert. In den Ankunftsorten haben sie in den vergangenen 60 Jahren tiefe Wurzeln geschlagen und sind mittlerweile zu geschätzten Bürgern ihrer neuen Heimat geworden. Im Zuge der Kohleaktion Anfang der fünfziger Jahre fassten viele Fuß in Nordrhein-Westfalen. Nicht zufällig gestaltet die Landesgruppe NRW das kulturelle Rahmenprogramm des diesjährigen Heimattages mit. Ausstellungen, geschichtliche Vorträge, Lesungen von Zeitzeugen und andere Veranstaltungen erinnern an 60 Jahre Evakuierung und Flucht. In Dinkelsbühl wird damit ein vergleichbares europäisches Schicksal beleuchtet, wie es der Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten Horst Köhler erlitten hat.

Von schillernder Symbolkraft: Fluchtwagen auf silbernem Hintergrund. Das Abzeichen des Heimattags 2004 setzt das diesjährige Motto "Heimat suchen - Heimat finden" in optisch ansprechender Gestaltung um. Zwischen dem 28. und 30. Mai werden verschiedene Veranstaltungen in Dinkelsbühl die Flucht und Evakuierung aus Nordsiebenbürgen vor 60 Jahren thematisieren. Zum 270. Mal jährt sich überdies die zwangsweise Umsiedlung ("Transmigration") evangelischer Landler unter Maria Theresia aus Österreich nach Siebenbürgen. Der Erwerb dieses dekorativen Abzeichens (Preis: 7 Euro) berechtigt zum Besuch sämtlicher Heimattagsveranstaltungen des Pfingstwochenendes.
Von schillernder Symbolkraft: Fluchtwagen auf silbernem Hintergrund. Das Abzeichen des Heimattags 2004 setzt das diesjährige Motto "Heimat suchen - Heimat finden" in optisch ansprechender Gestaltung um. Zwischen dem 28. und 30. Mai werden verschiedene Veranstaltungen in Dinkelsbühl die Flucht und Evakuierung aus Nordsiebenbürgen vor 60 Jahren thematisieren. Zum 270. Mal jährt sich überdies die zwangsweise Umsiedlung ("Transmigration") evangelischer Landler unter Maria Theresia aus Österreich nach Siebenbürgen. Der Erwerb dieses dekorativen Abzeichens (Preis: 7 Euro) berechtigt zum Besuch sämtlicher Heimattagsveranstaltungen des Pfingstwochenendes.
Festredner bei der Festkundgebung am Pfingstsonntag sind neben dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Volker E. Dürr, die Ministerin für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Nordrhein-Westfalen, Birgit Fischer, die kraft ihres Amtes „Patenministerin“ der Siebenbürger Sachsen ist, und Dr. Ingo Friedrich, Vizepräsident des Europäischen Parlaments. Die Auswahl der Festredner verdeutlicht – passend zum Motto – die Heimatsuche, die Verwurzelung in der neuen Heimat und die europäische Öffnung der Siebenbürger Sachsen. Europa steht verstärkt im Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Am 1. Mai hat sich die EU um die Staaten Polen, Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Estland, Lettland, Litauen, Malta und den griechischen Teil von Zypern vergrößert. Durch den Betritt der zehn Länder ist die EU auf die Rekordgröße von 25 Mitgliedsstaaten gewachsen. Rumänien, noch im Wartezimmer der EU, hofft bereits 2007 auf einen Beitritt.

Europa dehne sich nicht aus, vielmehr "kommen Völker und Staaten, die seit langem Teil Europas sind, endlich zurück in die europäische Familie", erklärte Bundeskanzler Gerhard Schröder anlässlich der Osterweiterung. Nach den bitteren Erfahrungen, vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bestehe nun "die historische Chance, Frieden, Freiheit und Sicherheit in ganz Europa nachhaltig zu stärken. Die Einigung Europas ist das wertvollste Erbe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts", erklärte Erwin Marschewski, Vorsitzender der Arbeitsgruppe "Vertriebene und Flüchtlinge" der CDU/CSU- Bundestagsfraktion.

Bei aller Zuversicht über ein europäisches Zusammenwachsen müssen auch die Zukunftsängste und Sorgen der Menschen um ihre Arbeitsplätze ernst genommen werden, gab CSU-Chef Edmund Stoiber aus gleichem Anlass zu bedenken. In anderen Worten: Die Menschen müssen von dort abgeholt werden, wo sie sind. Gefragt ist also Realitätssinn, wie er übrigens den Siebenbürger Sachsen eigen ist. Es ist ihnen bislang gelungen, eine feine Balance zu finden zwischen "Identität und Integration", so das Thema der Podiumsdiskussion am Pfingstmontag, zwischen Alt und Jung, zwischen Tradition und Fortschritt. Geschätzt sind die Siebenbürger als Neubürger gerade deshalb, weil sie ihr „geistiges Gepäck“ nicht leichtfertig über Bord werfen, sondern ihre kulturellen Werte selbstbewusst in die neue Heimat einbringen. Weder das Verharren im Alten, die Ablehnung des anderen, sei es in der alten oder neuen Heimat, noch die betuliche Verneigung vor dem Zeitgeist sind den Siebenbürger Sachsen und – pars pro toto – dem europäischen Zusammenwachsen förderlich. Identität muss stets neu hinterfragt und in Heimatfindung umgesetzt werden. Dinkelsbühl erweist sich damit als idealer Ort der Selbstvergewisserung für die Siebenbürger Sachsen und das sichtbare Zeichen dieser Gemeinschaft.

Die Jugend ist Garant dafür, dass siebenbürgisch-sächsische Werte weitergeführt werden und zukunftsfähig bleiben. " Unser Nachwuchs präsentiert sich in Dinkelsbühl", heißt ein Programmpunkt, der nach dem erfolgreichen Debüt im Vorjahr wieder von der jüngsten Generation am Pfingstsamstag bestritten wird. Traditionell bringt sich die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) stark in das Programm ein. Den Jugendpreis 2004 erhält - passend zum Jubiläum und Heimattagsmotto – die Bruder- und Schwesternschaft Setterich in Anerkennung ihres 50-jährigen Wirkens zum Erhalt siebenbürgisch-sächsischer Kultur in Deutschland. Umrahmt wird das Pfingsttreffen von vielseitigen Veranstaltungen. Sie reichen von den Preisverleihungen über Ausstellungen, Konzerte und Vorträge bis hin zu Brauchtums- und Tanzveranstaltungen. Zudem werden sich wie gewohnt zahlreiche Gelegenheiten für Begegnungen, Gespräche und geselliges Beisammensein anbieten. Das ausführliche Programm, Interviews und Vorberichte sind auf der Startseite von SiebenbuergeR.de abrufbar.

Siegbert Bruss

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 8 vom 20. Mai 2004, Seite 1)

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