6. Juni 2003

Die Festredner in Dinkelsbühl

Politischer Höhepunkt des Heimattages der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl ist die Kundgebung vor der Schranne am Sonntag, dem 8. Juni, 11.30 Uhr. Als Festredner treten Bundestagsvizepräsidentin Susanne Kastner (SPD), die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan und der landsmannschaftliche Bundesvorsitzende Volker Dürr auf. Schon bei der Eröffnung des Heimattages am Pfingstsamstag, 10.45 Uhr, sprechen BdV-Präsidentin Erika Steinbach, Oberbürgermeister Otto Sparrer und andere prominente Gäste. Die erwähnten Politiker werden im Folgenden kurz vorgestellt.
Vizepräsidentin Susanne Kastner leistet Lobbyarbeit für Rumänien
Vizepräsidentin Susanne Kastner leistet Lobbyarbeit für Rumänien

Susanne Kastner, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, wurde am 11. Dezember 1946 in Karlstadt/Main geboren und wohnt zurzeit im fränkischen Maroldsweisach. Seit 1989 ist sie Mitglied des Bundestags. In der letzten Legislaturperiode war sie Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion im Bundestag. Als Sozialdemokratin war sie im Dezember 1989 beeindruckt vom Kampf des rumänischen Volkes für Freiheit. So gründete sie 1990 in ihrem Wahlkreis Bad Kissingen eine Initiative - die Rumänien Soforthilfe e.V. - und bereitete den ersten Hilfstransport vor. Seither liegt ihr Rumänien und seine Bevölkerung sehr am Herzen, erklärte sie gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung. Als Vorsitzende der deutsch-rumänischen Parlametariergruppe im Deutschen Bundestag und Vorsitzende des Deutsch-Rumänischen Forums e.V. in Berlin setzt sich Kastner vielseitig für Siebenbürgen und Rumänien ein. Das Schicksal der Aussiedler ist der 56-Jährigen auch aus der eigenen Familie vertraut.

Vizepräsidentin Susanne Kastner leistet Lobbyarbeit für Rumänien
"Intelligenteste Kultusministerin, die Baden-Württemberg jemals hatte": Annete Schavan

Dr. Annette Schavan ist seit 1995 Ministerin für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg. Sie studierte von 1974 bis 1980 Erziehungswissenschaft, Philosophie und katholische Theologie und wurde 1980 mit einer Arbeit über Gewissensbildung zum Dr. phil. promoviert. Im Jahr 2001 wirkte sie als Präsidentin der Kultusministerkonferenz. Seit 1998 ist Schavan stellvertretende Parteivorsitzende der CDU-Deutschlands.
Das ZDF porträtierte die Ministerin im letzten Jahr als Ambitionierte Politikerin auf dem Weg nach oben: „In Baden-Württemberg arbeitet die Rheinländerin seit 1995 als Kultusministerin, was Regierungschef Erwin Teufel (CDU) als eine seiner klügsten Personalentscheidungen angerechnet wird. Bis dahin leitete sie das bischöfliche Cusanuswerk in Bonn zur Förderung begabter Studenten. Wiederholt wurde die stellvertretende CDU-Vorsitzende in den vergangenen drei Jahren auch als mögliche Teufel-Nachfolgerin gehandelt. Allerdings hat sich die 46 Jahre alte promovierte Philosophin und Theologin, die 1994 Vizechefin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken wurde, bisher auf die Bildungspolitik konzentriert und die von manchem Parteifreund geforderte Ressort übergreifende Kompetenz noch nicht unter Beweis gestellt. Mit ihrem Namen verbinden sich flexiblerer Schulanfang, Reform der gymnasialen Oberstufe und Einführung des achtjährigen Gymnasiums. Die Opposition kritisiert immer wieder, Schavan verzettele sich in zu vielen Einzelprojekten. Für ihren offenen Politikstil und ihre Diskussionsbereitschaft erntete Schavan aber auch Anerkennung über die Parteigrenzen. Selbst Funktionäre der kritischen Lehrergewerkschaft GEW Baden-Württemberg bescheinigen ihr, sie sei 'die intelligenteste Kultusministerin, die wir je hatten'.“

Setzt sich für Partnerschaften ein: Bundesvorsitzender Volker Dürr. Foto: Josef Balazs.
Setzt sich für Partnerschaften ein: Bundesvorsitzender Volker Dürr. Foto: Josef Balazs.

Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr wurde am 13. Februar 1944 in Hermannstadt geboren. Der Architekt, Städtebauer und Kreisbaudirektor engagierte sich als Siedlungsreferent in der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen und im Bundesvorstand, nachdem er bei der Planung und Verwirklichung des letzten Bauabschnittes in Drabenderhöhe und der Siedlungsmaßnahme Griemeringhausen bei Marienheide mitwirkt. Das Vertrauen, das er sich dadurch und als Stellvertretender Bundesvorsitzender erwirbt, rechtfertigt er seit 1992 als Bundesvorsitzender.
Dank seiner Integrationsfähigkeit konnten die Spannungen in den Beziehungen zwischen der Landsmannschaft und weiteren siebenbürgisch-sächsischen Organisationen und Einrichtungen, insbesondere zum Hilfskomitee und den Heimatortsgemeinschaften, abgebaut werden. Dem gefestigten Zusammenschluss in Deutschland folgte jener über die Grenzen: Die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien wurde verstärkt und deren Modalitäten in der Erklärung vom 28. Februar 1993 festgelegt; am 26.-27. Juni 1993 trat in Kitchener/Ontario (Kanada) das Siebenbürgenforum der Föderation der Siebenbürger Sachsen bei. Dürrs Amtszeit ist zudem verbunden mit der Gründung der "Interessengemeinschaft gegen Fremdrentenkürzungen" und zumindest mit zwei Großereignissen: der zentralen Veranstaltung zum 50. Jahrestag des Beginns der Deportation am 14. Januar 1995 in München sowie den "Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtagen 1997 Düsseldorf" in deren Rahmen 40 Jahre Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen über die Siebenbürger Sachsen gefeiert wurden.

BdV-Präsidentin Erika Steinbach spricht am Pfingstsamstag in Dinkelsbühl.
BdV-Präsidentin Erika Steinbach spricht am Pfingstsamstag in Dinkelsbühl.

Erika Steinbach wurde am 25. Juli 1943 in Rahmel, Kreis Neustadt/ Westpreußen geboren und lebt heute in Frankfurt am Main. Von Beruf Musikerin (Geigerin), Diplomverwaltungswirtin und Informatikerin, ist sie seit 1990 Bundestagsabgeordnete der CDU und seit 2000 Mitglied des CDU-Bundesvorstandes. Seit 2000 ist sie auch Mitglied des ZDF-Fernsehrates. 1998 wurde sie zur Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, eines überparteilichen Verbands mit mehr als zwei Millionen Mitgliedern, gewählt. Steinbach fühlt sich als Anwältin sowohl der deutschen Heimatvertriebenen als auch der Spätaussiedler. „Die EU-Osterweiterung, der nationale Gedenktag, das kulturelle Erbe der Heimat, die ungelöste Zwangsarbeiterentschädigung und das Zentrum gegen Vertreibungen“ sind nach ihrer Ansicht zurzeit die dringendsten Aufgaben des BdV, erklärte Erika Steinbach gegenüber dieser Zeitung. Erst kürzlich setzte sich der Bund der Vertriebenen erneut für den Erhalt des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim ein.

Oberbürgermeister Otto Sparrer misst der Partnerschaft zu den Siebenbürger Sachsen eine hohe Bedeutung bei. Foto: Josef Balazs.
Oberbürgermeister Otto Sparrer misst der Partnerschaft zu den Siebenbürger Sachsen eine hohe Bedeutung bei. Foto: Josef Balazs.

Der Parteilose Otto Sparrer ist seit November 1997 Erster Bürgermeister von Dinkelsbühl. Der gebürtige Berchtesgadener war zuletzt Oberregierungsrat beim Landesverwaltungamt in Weimar. Dinkelsbühl wurde am 1. Januar 1998 zur Großen Kreisstadt erhoben, wodurch Otto Sparrer zum Oberbürgermeister aufrückte. Für die Partnerschaft und Zusammenarbeit mit der Landsmannschaft zeigt sich Sparrer stets offen und ist ein entschiedener Befürworter der angestrebten Städtepartnerschaft mit Schäßburg. Sparrer setzte sich dafür ein - wie er Ende 1997 gegenüber dem Bundesvorsitzenden Volker Dürr zugesichert hatte -, dass Dinkelsbühl weiterhin eine "zweite Heimat für die Siebenbürger Sachsen" bleibe. Der Heimattag der Siebenbürger Sachsen ist für die Stadt an der Wörnitz die zweitgrößte Jahresveranstaltung nach der "Kinderzeche" und damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Beim diesjährigen Heimattag spricht Sparrer nicht nur bei der Eröffnung des Heimattages, sondern auch bei der Schäßburg-Ausstellung und moderiert die Podiumsdiskussion am Pfingstmontag zum Thema „Grenzen überwinden – Brücken bauen“.

Siegbert Bruss

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