26. Mai 2003

Heimattag 2003 im Zeichen der Partnerschaft

Mit seinem Motto „Partner in Gemeinschaft“ will das Pfingsttreffen 2003 ein Zeichen setzen des Gemeinsinns, den die Siebenbürger Sachsen nicht nur einst im Karpatenbogen geübt haben, sondern auch in ihrer neuen Heimat praktizieren, zwischen Jung und Alt, zwischen Landsmannschaft, Heimatortsgemeinschaften und verschiedenen siebenbürgischen Einrichtungen in der ganzen Welt. Die Siebenbürger sind zudem fähig und willens, aus der Erfahrung ihres jahrhundertelangen Mittlertums zwischen Ost und West auch heute dem partnerschaftlichem Dialog und Brückenschlag im zusammenwachsenden Europa zu dienen. Attraktive, breit gefächerte Veranstaltungen vom 6. bis 9. Juni 2003 in Dinkelsbühl lassen auf eine hohe Besucherzahl hoffen. Alle Siebenbürger sind aufgerufen, daran teilzunehmen und Gemeinsinn zu praktizieren.
Die Heimattage in Dinkelsbühl haben sich seit 1951 zu einem „Symbol des grupppenspezifischen Zusammenhalts“ entwickelt, wie Hannes Schuster vor zwei Jahren an dieser Stelle festhielt. Die Treffen dienen dem Informationsaustausch, der menschlichen Begegnung, der Identitätsstiftung, dem kollektiven Selbstverständnis in einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem es sich zu bewähren gilt. Zusammenhalt wird also unter Einzelnen praktiziert, auf institutioneller Ebene streben die Siebenbürger Sachsen hingegen Partnerschaften an. In diesem Sinne ist auch das diesjährige Motto zu deuten: „Partner in Gemeinschaft“. Der Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e.V. gestaltet den Heimattag in enger Partnerschaft mit der der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen. Partnerschaft ist aber unter allen siebenbürgisch-sächsischen Einrichtungen angesagt, etwa innerhalb der Föderation der Siebenbürger Sachsen, die vor 20 Jahren von den Landsmannschaften in Deutschland, Österreich, den USA und Kanada gegründet wurde. Vor zehn Jahren trat das Siebenbürgenforum (DFDS) der Föderation bei und vervollständigte damit den weltweiten Zusammenschluss der Siebenbürger Sachsen.

Viele junge Trachtenträger werden auch beim Heimattag 2003 in Dinkelsbühl erwartet. Hier eine Aufnahme vom letztjährigen Pfingstfest. Foto: Josef Balazs
Viele junge Trachtenträger werden auch beim Heimattag 2003 in Dinkelsbühl erwartet. Hier eine Aufnahme vom letztjährigen Pfingstfest. Foto: Josef Balazs

Das Leitwort des diesjährigen Heimattages eröffnet aber auch einen erweiterten Blickwinkel, der über die siebenbürgisch-sächsische Welt hinausweist. Ihre im Laufe der Jahrhunderte erworbene interethnische Toleranz, ihr Mittlertum zwischen Ost und West wollen die Siebenbürger Sachsen auch in ihre neue Heimat und das zusammenwachsende Europa einbringen. 1985 hat die Landsmannschaft eine Partnerschaft mit Dinkelsbühl, der gastlichen Stadt ihrer Heimattage, besiegelt, und darüber hinaus vor einigen Jahren eine Partnerschaft zwischen Dinkelsbühl und Schäßburg angeregt, die auch bei den Heimattagen immer ein Stück weiter vorankommt. Während und nach dem Heimattag bringt die Heimatortsgemeinschaft Schäßburg ihre Stadt den Dinkelsbühlern anhand einer Ausstellung näher.

Im Zeichen des Brückenschlags zwischen Ost und West steht auch die Unterzeichnung eines Kulturabkommens zwischen dem rumänischen Kulturministerium, vertreten durch Staatssekretär Ioan Opris, und dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat e.V., vertreten durch dessen Vorsitzenden Christoph Machat. Der Vertrag wird am Pfingstsamstag in der St. Paulskirche unterzeichnet und soll die Sicherung des siebenbürgisch-sächsischen Kulturgutes auf eine solide rechtliche Grundlage stellen.

Die Podiumsdiskussion steht ebenfalls im Zeichen der partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Unter dem Leitwort "Grenzen überwinden - Brücken bauen“ und unter der Moderation des Oberbürgermeisters Otto Sparrer kommen nicht nur Vertreter siebenbürgischer Einrichtungen zu Wort, sondern auch der Bürgermeister der Stadt Landshut. Die niederbayerische Stadt hat im letzten Jahr eine Partnerschaft mit Hermannstadt besiegelt und Erfahrungen gewonnen, die Vorbild und Anregung für andere kommunale Partnerschaften sein dürften.

Als Festrednerin spricht am Sonntag Susanne Kastner (SPD), Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, zugleich Vorsitzende des Deutsch-Rumänischen Forums und der Deutsch-Rumänischen Parlamentariergruppe im Bundestag, neben dem landsmannschaftlichen Bundesvorsitzenden Volker E. Dürr und der baden-württembergischen Kulturministerin Annette Schavan (CDU). Baden-Württemberg ist Sitz des Kulturzentrums der Siebenbürger Sachsen, das durch eine zweifelhafte Kulturpolitik der Bundesregierung in ihrer Existenz bedroht ist. Die Gundelsheimer Einrichtungen werden selbstverständlich die Möglichkeit nutzen, sich in Dinkelsbühl einem breiten Publikum darzustellen.

Bei der Eröffnung des Heimattages am Pfingstsamstag spricht unter anderem Erika Steinbach, Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, der sich kürzlich wieder für den Erhalt des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim ausgesprochen hat. An allen Veranstaltungsorten in Dinkelsbühl werden übrigens neben Beitrittserklärungen für die Landsmannschaft auch Unterlagen des Fördervereins Siebenbürgisches Museum e.V. ausliegen.

„Unser Nachwuchs präsentiert sich in Dinkelsbühl“ heißt ein neu eingeführter Programmpunkt, der von der jüngsten Generation gestaltet wird. Die Organisatoren hoffen, dass das Programm Zuspruch findet und auch an künftigen Heimattagen angeboten wird. Traditionell bringt sich die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend (SJD) stark in den Heimattag ein. Umrahmt wird das Pfingsttreffen von zahlreichen kulturellen und künstlerischen Veranstaltungen. Sie reichen von den Preisverleihungen über Ausstellungen, Konzerte und Vorträgen bis hin zu Brauchtums- und Tanzveranstaltungen. Zudem werden sich wie gewohnt zahlreiche Gelegenheiten für Begegnungen, Gespräche und geselliges Beisammensein anbieten. Am Samstag finden in Dinkelsbühl die 14. Föderationsgespräche statt.

Siegbert Bruss


(gedruckte Ausgabe. Siebenbürgische Zeitung, Folge 9 vom 31. Mai 2003, Leitartikel)

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