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Zeitzeugenbericht

Deportation nach Dnjepopetrowski, 1944-1949
von Agnetha Faulhaber, geb. Thal aus Rothberg

Weihnachten 1944 war für unsere Familie ein trauriges Fest. Wir hatten gerade unseren erst 14 Jahre alten Bruder verloren. Mit der Roten Armee kam auch Typhus in unser kleines Dorf. Damals wurden viele Kinder von der Krankheit dahingerafft, und fast alle Dorfbewohner hatten Tote zu beweinen.

Wir glaubten, dass es nichts Schlimmeres geben könnte, doch es war noch nicht alles. Alle freuten sich, dass die Feiertage vorbei waren und hofften, der Schmerz würde nachlassen, als am 13. Januar 1945 ein neues Unglück hereinbrach. Alle im Alter von 18 bis 40 Jahren sollten sich bereithalten, um in der Sowjetunion Aufbaudienste zu leisten.

Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Mir ist klar, dass unser Elend nicht erst 1944 begann, sondern nur eine Folge der Ereignisse von 1933 war. Doch fühlten wir uns schuldlos, denn zum Zeitpunkt der Deportation war meine Schwester erst 20 Jahre alt und ich erst 22.

Den Tag des Abtransportes werde ich nicht vergessen. Es war bitterkalt und schneite. Auf einem Leiterwagen wurden wir 16 km weit zur Sammelstelle gefahren. Mein kleiner Bruder, der am 30. Januar seinen achten Geburtstag feiern sollte, lief hinter dem Wagen her und wollte wissen, was für ein Geburtstagsgeschenk wir ihm mitbringen würden. Nach geraumer Zeit trugen ihn seine dünnen Beine nicht mehr, und wir konnten ihn nur noch als kleinen schwarzen Punkt in der Ferne ausmachen.

Nachdem wir die Sammelstelle erreicht hatten, wurden wir in Viehwaggons verfrachtet und traten eine mehrtägige Reise an. Essen und Getränk hatten wir zum Glück in unserem Gepäck, denn daran hatten unsere bewaffneten Begleiter nicht gedacht.

Wenn wir auch nur noch einen kleinen Rest Zuversicht hatten, so wurde uns diese geraubt, als sich an unserem Ziel die Lagertore hinter uns schlossen. Wir durften in Holzbaracken, durch deren Ritzen der Wind pfiff, Quartier beziehen, auf verwanzten Pritschen.

Unsere täglichen Mahlzeiten bestanden aus Kraut- oder Gurkensuppe, wobei man sich glücklich schätzen konnte, wenn man in seinem Napf ein Krautblatt oder eine Gurkenscheibe fand, dazu gab es ein Stück klebriges schwarzes Brot für den ganzen Tag.

Arbeiten mussten wir von Tagesanbruch bis in die Dunkelheit in einer Kohlengrube.

Zuerst starben viele Männer, doch dann raffte der Hunger und die Kälte auch Frauen dahin. Unser Lager in Dnjepopetrowski wurde nur noch Krepierlager genannt. Als dann auch noch Typhus ausbrach, reduzierte sich der Lagerbestand auf die Hälfte.

Um zu überleben, aßen wir alles, was wir finden konnten, selbst die herumstreunenden Katzen waren vor uns nicht sicher. Wir kochten sie in leeren Konservendosen, um nicht an Trichinose zu erkranken.

Zur Außenwelt hatten wir keinen Kontakt und durften auch keine Briefe schreiben. Später wurde es etwas erträglicher, wir konnten das Lager für einige Stunden verlassen und bettelten im Dorf, bei Menschen, die auch kaum zu essen hatten.

Wir litten und bezahlten fast fünf Jahre für einen von uns nicht verursachten Krieg. Als wir im November 1949 nach Hause durften, mussten wir unsere Vergangenheit allein bewältigen.



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