Siebenbürgen

Siebenbürgen
von Dr. Heinz Heltmann

Siebenbürgen (rumänisch Transilvania, ungarisch Erdély) Siebenbürgen (rumänisch Transilvania, ungarisch Erdély) liegt, als Zentralregion Rumäniens, im südöstlichen Mitteleuropa und hier im südöstlichen Teil des Karpatenbeckens. Die sieben Burgen in seinem Wappen stehen für die Sieben Stühle als administrative Einheiten der Hermannstädter Provinz mit dem Hauptstuhl Hermannstadt (Schäßburg, Mühlbach, Großschenk, Reußmarkt, Reps, Leschkirch und Broos). In unseren Ausführungen beschränken wir uns auf das historische Siebenbürgen. Die staatliche Zugehörigkeit Siebenbürgens hat sich im Laufe der letzten tausend Jahre mehrfach geändert. Etwa ab dem 12. Jahrhundert gehörte dieses Gebiet bis zur Großen Kokel und ab dem 13. Jahrhundert ganz Siebenbürgen bis zu den Kämmen des Karpatenbogens zu Ungarn. Von 1541-1687 war Siebenbürgen ein den Türken tributpflichtiges Fürstentum und wurde nach dem Sieg des österreichischen Heeres über die Türken bei Ofen (1687) Kronland der Habsburgermonarchie. Durch den 1867 erfolgten Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn wurde Siebenbürgen wieder Ungarn zugeteilt und seit 1918 gehört Siebenbürgen zu Rumänien.

Landesnatur

Siebenbürgen ist ein stark gegliedertes Hügel- und Bergland, das von Westen nach Osten und von Norden nach Süden allmählich ansteigt und vom Kranz der Ost- und Südkarpaten sowie den Siebenbürgischen Westgebirgen wallartig umschlossen ist. Seine Nord-Süd-Erstreckung beträgt 280 km, seine Ost-West-Ausdehnung 310 km. Mit einer Gesamtfläche von nahezu 56000 km² ist es etwas kleiner als die beiden Bundesländer Baden-Württemberg und Hessen. Im Norden grenzt Siebenbürgen an Sathmar (Satu Mare), die Maramuresch und das südliche Buchenland (Bukowina), im Osten an die Moldau (Moldova), im Süden an die Große Walachei (Muntenien) und an die Kleine Walachei (Oltenien) und im Westen an das Banat und an das Kreischgebiet (Crisana) (siehe Abb. 1).

Karte von Rumänien. Siebenbürgen und die angrenzenden Gebiete.
Abb. 1 Siebenbürgen und die angrenzenden Gebiete (nach Ernst Wagner, Ortsnamenbuch 1977, Seite 53, aktualisiert 1996 von Heinz Heltmann).


Sächsischen Siedlungen auf freien Koenigsbodens und auf Komitatsboden Abb. 1a Karte des freien Königbodens (braune Farbe) und der sächsischen Siedlungen auf Komitatsboden (in gelber Farbe) Mitte des 16. Jahrhunderts, erstellt nach alten Karten. (JPG Bildgröße: 0,6 MB)


Die beiden naturräumlichen Haupteinheiten, die als Landschaften Siebenbürgen kennzeichnen, sind die schon erwähnten Randgebirge und das Siebenbürgische Becken.
Die Ost- und Südkarpaten als Teil dieser Randgebirge sind die Fortsetzung der Waldkarpaten und der Westkarpaten (Beskiden und Tatra), die mit den Alpen und anderen Gebirgen Eurasiens (Kaukasus-Himalaja) zum alpidischen Gebirgssystem gehören.
Die Entstehung dieses Gebirgssystems und somit auch der Karpaten begann im Erdmittelalter vor etwa 95 Millionen Jahren, als dieser ganze Raum vom damaligen Mittelmeer, der Thetys, bedeckt war. Durch die in mehreren Etappen erfolgte Auffaltung und Anhebung der auf dem Meeresgrund abgelagerten Sedimente entstanden schließlich im Tertiär auch die Karpaten. Diese durch Schollendrift verursachte Auffaltung führte im Jungtertiär zu zahlreichen Brüchen in der Erdrinde, die das Austreten von feuerflüssigen Laven ermöglichten und somit zur Entstehung der vulkanischen Gebirgskette an der Westflanke der Ostkarpaten führte. Nachdem der Seeboden des Siebenbürgischen Golfs und späteren Sees von Norden beginnend beständig angehoben wurde, konnte das Seewasser an der tiefsten Stelle des Beckens - dem Miereschtal - in das Pannonische Meer abfließen, so dass der Großteil des Seebodens schließlich trocken wurde. Lediglich am Rand dieser Beckenlandschaft blieben zunächst noch unterschiedlich große Restseen übrig, die aber schließlich auch trocken wurden.
Auf der Land gewordenen Oberfläche begannen nun die abtragenden Kräfte (Wasser Temperatur, Wind und Lebewesen) ihre Tätigkeit. Vor allem die fließenden Gewässer schnitten immer tiefere Täler in die Oberfläche des Siebenbürgischen Beckens. Im Kontaktbereich der weicheren Ablagerungen des Siebenbürgischen Beckens mit den härteren Gesteinen der Randgebirge räumten die Gebirgsflüsse einen Kranz von Kontakt- oder Randsenken aus. Innerhalb von diesen entstand während der pleistozänen Eiszeiten und danach das heute uns bekannte, stark gegliederte Siebenbürgische Hochland als Zentralteil dieser Beckenlandschaft. Während der Eiszeiten erhielten auch die Ost- und vor allem die höheren Südkarpaten ihr hochgebirgsartiges Erscheinungsbild. Somit sind sowohl die Randgebirge als auch das Siebenbürgische Hochland weitgehend Gebilde der Erdneuzeit. Ihr geologischer Aufbau hingegen ist völlig verschieden.

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A. Die Randgebirge Siebenbürgens

Zu den Randgebirgen Siebenbürgens gehören die Ostkarpaten, die Südkarpaten und die Siebenbürgischen Westgebirge. In diese Gebirgszüge haben die fließenden Gewässer im Laufe von Jahrtausenden Durchbruchtäler (z. B. Mieresch-Durchbruch Toplita-Deda) oder Höhenpässe (z. B. Predeal-Pass, Roter Turm-Pass) ausgewaschen, die diese Gebirgszüge unterteilen und die mit ihren Passstraßen für den Verkehr von Bedeutung sind.

I. Die Ostkarpaten (Carpatii Orientali, Keleti-Kárpátok) können aufgrund ihres geologischen Aufbaus in drei von Norden nach Süden parallel verlaufende Gebirgszüge unterteilt werden: den westlichen vulkanischen Gebirgszug, den mittleren kristallin-mesozoischen Hauptzug und die östlich von diesem befindliche Flyschzone, die außerhalb von Siebenbürgen liegt.
1. Zum jungtertiären vulkanischen Gebirgszug an der Westflanke der Ostkarpaten gehören: Lapus-, Tibles-, Caliman- (Kelemen-), Gurghiu- und das Hargitta-Gebirge. Dieser vulkanische Gebirgszug ist der längste seiner Art in ganz Europa. Bis auf das Caliman-Gebirge, das im Pietrosu-Gipfel eine Höhe von 2100 m erreicht, handelt es sich bei allen anderen Massiven dieses Gebirgszuges um Mittelgebirge mit Höhen bis zu 1800 m. Die vielen Mineralquellen und Sauerbrunnen (über 2000) finden als Trink- und Heilwasser zur Behandlung verschiedener Leiden in Heilbädern Anwendung (z. B. Borsek, Homorod, Tuschnad u.a.). Zu den postvulkanischen Erscheinungen gehören auch Mofetten (Ausströmungen von Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff), die gleichfalls in Kurorten (Sovata, Tuschnad, Bad Hargitta, Fidelisbad/Bálványos u.a.) genutzt werden. Der Sankt Annensee bei Tuschnad ist der einzige Kratersee Siebenbürgens.

2. Der kristallin-mesozoische Hauptgebirgszug der Ostkarpaten kann durch in Ost-West-Richtung verlaufende Senken (Dorna-Senke) und Quertäler wie der Tihuta-Pass (1200 m) und Oituz-Pass (866 m) in eine nördliche, mittlere und eine südliche Gebirgsgruppe (Bogenkarpaten) unterteilt werden.

a. Zur nördlichen Gebirgsgruppe gehören das Rodnaer und das Suhard-Gebirge, die hauptsächlich aus kristallinen Schiefem bestehen und das aus Flysch (Sandsteine, Mergel) und vulkanischen Gesteinen aufgebaute Borgoer (Bârgau-) Gebirge. Der Pietrosu-Gipfel des Rodnaer Gebirges ist mit 2303 m der höchste Gipfel der Ostkarpaten.
b. Die mittlere Gebirgsgruppe liegt zwischen dem Tihuta- und Oituz-Pass. Zu dieser Gruppe gehören die Gebirge zwischen dem Bistritz- und Nemira-Gebirge. Nachdem die kristallinen Schiefer hier in größeren Tiefen liegen, bestehen diese Gebirge (Giurgeu-, Hasmas- und Ciuc/Csik-Gebirge) hauptsächlich aus Flyschgesteinen. Das Ceahlau- und das Tarcau-Gebirge sind aus Kalkkonglomeraten aufgebaut.
c. Die anschließenden Bogenkarpaten reichen vom Oituz-Pass bis zum Predeal-Pass. Zu diesen Gebirgen, die rings um die Kronstädter Senke liegen, gehören das Vrancea-, das Siebenbürgische Bosau- und das Buzau-Gebirge. Im Südosten und Osten von Kronstadt kommen der Krähenstein (Ciucas), der Hohenstein (Piatra Mare) und der Schuler (Postavaru) und im Nordwesten und Norden der Geisterwald (Persani-Gebirge), das Baraolt- und das Bodoc-Gebirge hinzu. An ihrem geologischen Aufbau sind ebenfalls mesozoische Flyschgesteine beteiligt. Beim Krähenstein sind dieses Kreidekonglomerate und beim Hohenstein und Schuler hauptsächlich Jurakalke. Im Geisterwald kommen wieder kristalline Schiefer und Basalt hinzu. Zu den Innerkarpatischen Senken der Ostkarpaten gehören außer der bereits erwähnten Dorna-Senke auch die Giurgeu- und die Ciuc-Senke und in den Bogenkarpaten die Schwarzbach-, die Drei Stühle- und die Burzenländer Senke. Pässe der Ostkarpaten sind, außer den bereits genannten Tihuta- und Oituz-Pass, der Borsek-, der Bicaz-, der Buzau- und der Bratocea- (Altschanz-)Pass.

II. Die Südkarpaten (Carpatii Meridionali, Déli-Kárpátok)
Der siebenbürgische Teil der Südkarpaten erstreckt sich vom Predeal-Pass bis zum Tarcu- und Poiana Rusca-Gebirge. Der Mieresch-Durchbruch Deva-Zam trennt die Südkarpaten von den Siebenbürgischen Westgebirgen. Durch den Törzburger- (Bran-), Roten Turm- und Lainici-Pass können die Südkarpaten in vier Gebirgsgruppen gegliedert werden. Während die Gebirge der Butschetsch-Gruppe, wie die Bogenkarpaten, hauptsächlich aus Kreidekonglomeraten (Butschetsch) und Jurakalken (Königstein) aufgebaut sind, sind am Aufbau des dazugehörigen Leaota-Massivs vor allem kristalline Schiefer beteiligt. Das Leaota-Massiv bildet somit geologisch betrachtet den Übergang zu den anderen drei Gebirgsgruppen der Südkarpaten, die hauptsächlich aus kristallinen Schiefern, Granit und Gneis bestehen. Kalkpartien kommen auch gelegentlich vor.
Ihren Hochgebirgscharakter erhielten die höheren Gebirge der Südkarpaten (Butschetsch-, Fogarascher, Parâng- und Retezat-Gebirge) durch ihre Vergletscherung während den pleistozänen Eiszeiten. Schroffe Steilhänge mit schmalen Graten, Hörnern und Karen, Rundhöcker und verschiedene Moränenarten sind beredte Zeugen hiefür. Beispiele für Karseen oder Meeraugen sind der Bucura- und der Zanoaga-See im Retezat-Gebirge oder der Bulea-See im Fogarascher Gebirge. Auch die höchsten Gipfel der Karpaten Siebenbürgens befinden sich in diesen Gebirgen (Omul 2505 m, Moldoveanu 2544 m, Negoiu 2535 m, Parângul Mare 2519 m) und begründen die ehemalige Bezeichnung der Südkarpaten als Transsylvanische Alpen.
1. Die erste Gebirgsgruppe der Südkarpaten zwischen dem Predeal- und dem Törzburger Pass ist die Butschetsch- (Bucegi-) Gruppe mit dem Butschetsch, Königstein und dem Leaota-Massiv.
2. Zwischen dem Törzburger Pass und dem Alt-Durchbruch im Roten Turm-Pass folgt die Fogarascher Gruppe mit dem Fogarascher Gebirge und der Hohen Koppe (Ciuma). Mit einer Länge von etwa 70 km und den höchsten Gipfeln der Siebenbürgischen Karpaten ist das Fogarascher Gebirge das größte und gewaltigste Massiv der Süd- und Ostkarpaten.
3. Zwischen dem Alt-Durchbruch und dem Schiel-Durchbruch (Lainici-Pass) befindet sich die Parâng-Gruppe mit dem Lotru- (Lauterbach-), dem Zibins-, Mühlbacher und Parâng-Gebirge.
4. Die letzte Gebirgsgruppe der Südkarpaten Siebenbürgens ist die Retezat-Gruppe mit dem Retezat-, Vâlcani-, Godeanu-, Tarcu- und Poiana Rusca-Gebirge. Während der Große Retezat (nördlicher Gebirgsteil) hauptsächlich aus Granodiorit, Granit und verschiedenen kristallinen Schiefern besteht, ist der Kleine Retezat (Piatra Iorgovanului 2014 m) vorwiegend aus Jurakalk aufgebaut.
Innerkarpatische Senken des westlichen Teiles der Südkarpaten sind die Petroschener und die Hatzeger Senke. Eine wichtige Passstraße zwischen Hatzeg und Karansebesch (Caransebes), die Siebenbürgen mit dem Banat verbindet, ist das Siebenbürgische Eiserne Tor (Portile de Fier ale Transilvaniei 699 m).

III. Die Siebenbürgischen Westgebirge (Muntii Apuseni, Nyugati-havasog)
Kennzeichnend für die Siebenbürgischen Westgebirge ist ihr besonders uneinheitlicher geologischer Aufbau. In den Mittelgebirgen dieses Gebirgszuges liegen Gesteinsmassen unterschiedlichen Alters und verschiedener Art mosaikartig beieinander. Im Siebenbürgischen Erzgebirge sind dieses vor allem mesozoische und neogene Eruptivgesteine (Dazite und Andesite), im Trascau-Gebirge mesozoische Kalke, im Bihor-Gebirge grüne Schiefer präkambrisch-paläozoischen Alters oder im Gilau-Gebirge kristalline Schiefer und paläogene Sedimentgesteine. Weitere Gebirge dieser Gebirgsgruppe sind Muntele Mare, Vladeasa- und Meses-Gebirge und Padurea Craiului. Nur wenige Gipfel dieser Massive überragen die 1800 m-Grenze. Dieses sind der Bihor- (1849 m), der Vladeasa- (1836 m) und der Muntele Mare-Gipfel (1826 m). Zu den Senken im südlichen Teil der Siebenbürgischen Westgebirge gehören die Câmpeni-Abrud-Senke und die Brad-Senke. Von den Pässen erwähnen wir im Süden den Bucium-Pass (925 m) und im Norden den Königsteig (Ciucea-Pass, 582 m), der im Tal der Schnellen Kreisch Klausenburg mit Großwardein verbindet (siehe Abb. 2).

Karte von Siebenbürgen mit Flüssen von Heinz Heltmann
Abb. 2 Karte von Siebenbürgen erstellt (2001) von Heinz Heltmann.

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B. Das Siebenbürgische Becken

Die zweite Landschaft Siebenbürgens ist das vom Karpatenbogen umschlossene Siebenbürgische Becken. Aufgrund der jeweils vorhandenen geomorphologischen Merkmale können innerhalb dieser Beckenlandschaft, als deutlich verschiedene Teile, ein schmaler Randbereich aus Kontaktsenken und Piedmontflächen und das zentral gelegene höhere Siebenbürgische Hochland unterschieden werden.
a. Die ringförmig am Innenrand des siebenbürgischen Gebirgswalls liegenden Kontakt- oder Randsenken bilden den Übergang von diesen Gebirgen zum Siebenbürgischen Hochland. In den stark gefalteten Schichtkomplexen dieser Randsenken befinden sich die großen Salzvorkommen Siebenbürgens, die schon seit Jahrtausenden abgebaut werden. Zu diesen Senken gehören Almas-, Thorenburg- (Turda-), Brooser, Großpolder, Zibins-, Fogarascher, Homoroder, Oderhellener und die Praid-Senke. Durch den Salzabbau bekannte Orte sind Ocna Dejului (Salzdorf), Cojocna (Salzmarkt), Thorenburg, Ocna Mures (Miereschhall), Salzburg (Ocna Sibiului), Praid u. a. Im Bereich dieser Salzvorkommen gibt es über 900 Salzquellen, die in Badeorten wie Salzburg/Hermannstadt, Baaßen (Bazna), Sovata, Praid u. a. für Heilzwecke Verwendung finden. Bei den Piedmontflächen am Westrand des Vulkangebirgszuges der Ostkarpaten, die als Übergangsbereiche zum Siebenbürgischen Hochland auch als Siebenbürgische Vorkarpaten bezeichnet werden, handelt es sich um den Caliman-, Gurghiu-, Kleinkokler und Großkokler Piedmont.
b. Das Siebenbürgische Hochland ist der weitaus größere Teil des Siebenbürgischen Beckens. Die Höhenunterschiede innerhalb dieses stark gegliederten Berglandes betragen 300-800 m. Die im Siebenbürgischen See während des Jungtertiärs hier abgelagerten Schichtkomplexe bestehen aus Sandstein, Mergelschiefer, Tonmergel, Schieferton, Konglomerat, vulkanischem Tuff u. a. Ihre Mächtigkeit kann bis über 5000 m betragen.
Der Mieresch durchfließt das Hochland von Osten nach Westen und unterteilt es in einen nördlichen und einen südlichen Teil. Zu den Untereinheiten des nördlichen Teils gehören das Somesch-Hochland, das östlich von diesem gelegene Nösnerland, die Siebenbürgische Heide und das Reener Ländchen. Die Siebenbürgische Heide (Câmpia Transilvaniei, Mezöség) ist mit jährlichen Niederschlägen von etwa 550 mm das regenärmste Gebiet des Siebenbürgischen Hochlands. Nachdem hier Sedimente der tonigen Schichtgruppe vorherrschen, fließt das Regenwasser rasch ab und geht dem Boden verloren. Um dieses zu verhindern, wurden seit altersher Täler gestaut und die Heideseen als Wasserspeicher und Fischteiche geschaffen. Die Erhebungen der Siebenbürgischen Heide erreichen Höhen von 400-600 m, im östlichen Teil auch 700 m. Wo sandig-mergelige Gesteinsschichten auf tonig-lehmige zu liegen kommen sind nach starken Regenfällen Erdrutsche nicht selten.
Der südlich vom Mieresch gelegene Teil des Siebenbürgischen Hochlandes ist das Kokel-Hochland, das durch die beiden Kokeln in mehrere von Westen nach Osten verlaufende Höhenzüge unterteilt wird. Nördlich der Kleinen Kokel sind dies der Kleinkokler und der Neumarkter Höhenzug; zwischen den beiden Kokeln der Innerkokler und südlich der Großen Kokel der Großkokler Höhenzug (mit den Mediascher, Elisabethstädter, Schäßburger und Keisder Bergen). Südlich vom Kokel-Hochland erstreckt sich das Harbach-Hochland und westlich davon das Hamlescher Hochland. Die Wasserscheide zwischen der Großen Kokel und dem Alt bildet der Fettendorfer Höhenzug (640 m). Zwischen Weißbach und Mieresch liegt das Zeckesch-Hochland mit Höhen von etwa 330-580 m. Bei Schäßburg sind die Berge bereits höher als 600 m und erreichen weiter östlich im Großkokler Piedmont Höhen von über 800 m.
Eine charakteristische Erscheinung des Siebenbürgischen Hochlandes sind die Rutschungshügel oder Büchel (z. B. bei Hundertbücheln, Trappold, Schaas, Keisd oder Klausenburg). Die breiten abgeflachten Antiklinaldome dieses Hochlandes sind wegen ihres Erdgasreichtums von wirtschaftlicher Bedeutung. Wo durch Risse in den tonreichen Schichten dieser Dome Erdgas austritt, kommt es zur Bildung von Schlammvulkanen (Schlammsprudeln), die auch an Bacheinschnitten in Gebieten mit Hangrutschungen auftreten, z. B. bei Schaas, Bodendorf, Haschagen u. a.

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Die Gewässer Siebenbürgens

Die Entwässerung des Siebenbürgischen Hochlandes erfolgt - bedingt durch das Anwachsen seiner Höhe von Nordwesten nach Osten und Südosten - hauptsächlich nach Westen (Mieresch und Kreischflüsse) und nach Nordwesten (Somesch). Lediglich der Alt und der Schiel (Jiul), die nach Süden in die Donau fließen, bilden diesbezüglich eine Ausnahme.
Der Mieresch ist mit einer Länge von 766 km der längste Fluss Siebenbürgens. Er entspringt in den Ostkarpaten, durchbricht bei Toplita den Vulkangebirgszug, durchfließt westwärts das Siebenbürgische Hochland und verlässt es in seinem Durchbruchtal zwischen Deva-Zam. Seine bedeutendsten Nebenflüsse sind Aries (Goldfluss), die vereinten Kokeln, Mühlbach und Strell (Strei).
Der Alt (Olt, 699 km) entspringt in den Ostkarpaten nördlich der Csiker Senke, durchfließt diese, macht einen Bogen um das Baraolt-Gebirge (Altknie), ändert bei Baraolt seine Fließrichtung nach Westen, durchfließt das Fogarascher Land und verlässt Siebenbürgen durch den Roten Turm-Pass. Seine wichtigsten Nebenflüsse sind Schwarzbach (Râul Negru), Burzen (Bârsa), Zibin mit Harbach und der Zood.
Der Somesch (345 km) ist der größte Fluss Nordsiebenbürgens. Er entsteht durch die Vereinigung des Großen mit dem Kleinen Somesch bei Desch (Dej). Der Große Somesch entspringt im Rodnaer Gebirge, der Kleine Somesch in den Siebenbürgischen Westgebirgen. Nebenflüsse des Großen Somesch sind Ilva, Bistritz und Schogener Bach (Sieu).
Infolge der geringeren Niederschläge in der Siebenbürgischen Heide, die im Regenschatten der Siebenbürgischen Westgebirge liegt, sind die Zuflüsse des Mieresch hier im Sommer wasserarm oder deren Bett auch völlig trocken. Aus diesem Grund kommt den hier angelegten oder auf natürliche Weise entstandenen Stauseen (Heideseen) eine besondere Bedeutung zu. Fischteiche wurden u. a. im Harbachtal (bei Neustadt) oder im Weißbachtal angelegt. Der aufgestaute Zibin bei Gura Râului dient der Trinkwasserversorgung von Hermannstadt. Besonders reich an Kar- oder Gletscherseen, die ihres kristallklaren Wassers wegen auch als "Meeraugen" bezeichnet werden, sind die Gebirge der Südkarpaten (Retezat-Gebirge mit über 58, das Fogarascher Gebirge mit etwa 38 Seen). In den Ostkarpaten ist das Rodnaer Gebirge mit 23 Karseen das seenreichste Gebirgsmassiv.

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Das Klima

Das Klima dieses Naturraumes ist ein gemäßigtes Kontinentalklima, das durch relativ große Temperaturgegensätze zwischen Sommer und Winter gekennzeichnet ist. Die kalten Winter sind gewöhnlich schneearm, der Januar ist der kälteste und regenärmste Monat (Durchschnittstemperatur für Schäßburg -4,3 °C), der Frühling gewöhnlich sonnig und mild. Die meisten Niederschläge, die im Siebenbürgischen Hochland von Westen nach Osten steigen, fallen im Mai und Juni. Der wärmste Monat ist der Juli (bei Schäßburg 18,7 °C) mit Wärmegewittern, Wolkenbrüchen und Überschwemmungen. Durch seine lang anhaltenden Schönwetterperioden ist der "Siebenbürgische Herbst" bekannt. Die tiefste Temperatur wurde in Siebenbürgen im Januar 1942 mit -38,5 °C in der Burzenländer Senke bei Brenndorf und die höchste Temperatur im Sommer 1952 bei Sabed nordwestlich von Neumarkt a. M. (Târgu Mures) in der Siebenbürgischen Heide mit 40,6 °C gemessen. Die absolute Schwankungsbreite beträgt bei Neumarkt a. M. 73,4 °C. Die mittlere Jahrestemperatur schwankt zwischen 10 °C (Siebenbürgische Heide) und -2 °C auf den Gipfeln der Südkarpaten.
Gemäß den unterschiedlichen Höhenstufen können innerhalb von Siebenbürgen drei Klimaregionen unterschieden werden: ein Berg- und Hochlandklima zwischen 200-800 m ü. NN, ein Mittelgebirgsklima im Höhenbereich von 800-1700 (1900) m und ein Gebirgsklima von 1700 (1900) m aufwärts bis zu den höchsten Gipfeln der Südkarpaten. Die geringsten Regenmengen fallen im südlichen Teil der Siebenbürgischen Heide und im Zeckesch-Hochland mit einem Jahresmittel von etwa 550 mm. Am Gebirgsfuß der Ostkarpaten erreicht die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge 700-800 mm, steigt in den Ostkarpaten auf 1100-1200 mm und beträgt im Gipfelbereich der Ost- und Südkarpaten etwa 1400 mm.
Die Winde wehen meistens aus west- und nordwestlichen Richtungen ubodenarnd bringen in den Sommermonaten den benötigten Regen. Die kalten Nordostwinde (Crivat) lassen das Thermometer von Dezember bis Mitte Februar zeitweise auf unter -20 0C sinken.

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Die Bodenarten

In den verschiedenen Teilen Siebenbürgens haben sich unter den unterschiedlichen klimatischen und örtlichen Bedingungen (Relief, geologischer Untergrund, Pflanzenwelt) auch verschiedene Bodenarten gebildet. In der Siebenbürgischen Heide und im Zeckesch-Gebiet sind dieses vor allem Schwarzerden, in der Laubwaldstufe verschiedene Braunerden und in der Nadelwaldstufe hauptsächlich Podsolböden (Bleicherden) und Pararendzinen. In der alpinen Stufe ab (2000) 2200 m haben sich auf kalkreichem Untergrund Rendzinen (Humuskarbonatböden) und auf kalkarmen Gesteinen (kristalline Schiefer, Gneise, Granite) oberhalb der Waldgrenze podsolähnliche Böden und alpine Ranker (Humussilikatböden) ausgebildet. In Flussauen kommen Schwemmlandböden und in Gebieten mit Staunässe verschiedene Gleyböden vor.

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Die Pflanzenwelt

Die botanische Erforschung Siebenbürgens begann ab etwa 1785 durch die Hermannstädter Botaniker J. Raditschnig v. Lerchenfeld und P. Sigerus. Die erste Flora von Siebenbürgen veröffentlichte der Schäßburger Arzt J. Chr. G. Baumgarten (Wien 1816). Danach erschienen die Florenwerke von M. Fuß (Hermannstadt 1866), F. Schur (Wien 1866) und L. Simonkai (Budapest 1886). 1925 veröffentlichte der Hermannstädter Arzt K. Ungar seine Flora Siebenbürgens mit 2171 Arten.
Nach unserem heutigen Kenntnisstand umfasst die Flora Siebenbürgens 2597 Arten und 235 Unterarten, also insgesamt 2822 Pflanzensippen (Taxa). 68 davon sind Endemiten, also Pflanzenarten, deren Verbreitung auf Siebenbürgen beschränkt ist. Zu diesen Besonderheiten der Flora Siebenbürgens gehören: Königsteinnelke, Siebenbürgischer Steinbrech, Baumgartens Schlüsserblume, Siebenbürgisches Leberblümchen, Römers Tragant, Burzenländer Grasnelke, Siebenbürgischer Salbei, Siebenbürgische Silberscharte u. a. An sonnigen steppenartigen Berghängen wachsen Steppenrelikte aus der wärmeren Nacheiszeit wie Adonisröschen, Zwerghyazinthe, Zwergmandel, Federgras, Nickender Salbei, Roter Natternkopf u. a.
Pflanzengeographisch betrachtet gehört Siebenbürgen zur mitteleuropäischen Florenregion. Mehr als 46% der Pflanzenarten Siebenbürgens haben ihr Verbreitungsgebiet in Europa und in dem nach Osten angrenzenden Eurasien. 20-40% der Oberfläche Siebenbürgens sind von Wald bedeckt. Den geringsten Waldanteil hat die regenarme Siebenbürgische Heide mit nur 10% Wald. Weitgehend von Wald bedeckt sind große Teile der Karpatenhänge.
In der kollinen Stufe des Siebenbürgischen Hochlandes (300-600 m) wachsen vor allem Eichen-Hainbuchenwälder, in denen auch andere Laubholzarten (Buche, Linde, Ulme, Ahorn, Esche, Birke ...) vorkommen. Die nächstfolgende Vegetationsstufe ist die Buchenstufe (700-900/1000 m), die sich bis an den Fuß der Gebirge hochzieht. Die Übergangsstufe zu den reinen Fichtenwäldern bilden Mischwälder aus Buchen, Tannen und Fichten (1000-1200/1300 m). Oberhalb dieser Wälder bedecken Fichtenwälder die Karpatenhänge, die an den Nordhängen bis 1650/1700 m hochsteigen und gewöhnlich auch die obere Waldgrenze bilden. Im Butschetsch-Gebirge kommt die Lärche als Baumart der oberen Waldgrenze vor. Den Übergang von der Fichtenstufe zur alpinen Stufe bildet der subalpine Latschen- und Zwergstrauchgürtel (1700/1800 bis 2000/2200 m). In dieser Stufe kommt im Rodnaer und Retezat-Gebirge auch die Zirbelkiefer vor. Die alpine Stufe mit alpinen Rasen, Felspartien und Schutthalden erstreckt sich ab 2200 m bis zu den höchsten Gipfeln der Südkarpaten.

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Die Tierwelt

Weitaus zahlreicher als die Pflanzenarten sind die Tierarten Siebenbürgens. Besonders artenreich ist das Heer der Insekten, die in allen Höhenlagen vertreten sind. Allein an Käfern sind über 5000 Arten und Varietäten bekannt. Bunte Schmetterlinge erfreuen das Auge. In den klaren Gebirgsbächen leben Forelle, Äsche und Lachsforelle. In den Gewässern Siebenbürgens kommen 44 Fischarten vor. Geringer ist die Anzahl der Lurche (12 Arten) und die der Kriechtiere (13 Arten).
Mit 310 Arten sind die Vögel die artenreichste Klasse der Wirbeltiere Siebenbürgens. Der Großteil der Vogelarten sind Waldbewohner. In Buchenwäldern leben Großer Buntspecht, Grünspecht, Buchfink, Eichelhäher, Habicht, Waldohreule u. a. Vögel der Fichtenwälder sind Fichtenkreuzschnabel, Tannenmeise, Dreizehenspecht, Schwarzspecht, Goldhähnchen, Wasser- und Ringamsel, Auerhuhn, Hasel- und Birkhuhn. Oberhalb der Waldgrenze brüten Mauerläufer, Steinadler, Wasserpieper, Alpenbraunelle Ohrenlerche und Mornellregenpfeifer (z. B. Teufelsplatte im Zibinsgebirge). Von den großen Greifvögeln ist der Bartgeier schon etwa 1935 als Brutvogel der Ost- und Südkarpaten ausgestorben. Mönchs- und Gänsegeier zählen nicht mehr zu den Brutvögeln Siebenbürgens.
Mit etwa 70 Arten sind die Säugetiere in Siebenbürgen gut vertreten. Zu den Säugetierarten der Wälder und Felder des Hügel- und Berglandes gehören Wolf, Fuchs, Reh, Wildschwein, Dachs, Wildkatze, Eichhörnchen, Iltis, Wiesel, Feldhase und Fischotter. Im höheren Bergland kommen Edelmarder, Luchs, Hirsch und Braunbär hinzu. Im Hochgebirge sind Gamsrudel keine Seltenheit. - Als Haustier ist der Indische Wasserbüffel für Siebenbürgen charakteristisch, der wohl von den Türken mitgebracht wurde.
Neue, aus Osteuropa hinzugekommene Säugetiere sind Marderhund und Goldschakal. Zu den ausgestorbenen Tierarten dieses Naturraumes zählen Wisent, Auerochs, Biber und Steinbock.

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Die Verwaltungseinteilung

Seit der 1974 erfolgten Neueinteilung Rumäniens in Kreise (Judete) besteht Siebenbürgen aus neun Kreisen. Zur Fläche des vormaligen historischen Siebenbürgen gehören zusätzlich noch Teile der Kreise Salaj im Nordwesten und der Maramuresch (Bez. Lapus) im Norden von Siebenbürgen, so dass die Gesamtfläche Siebenbürgens 55.892 km² beträgt. Gemessen an der Gesamtfläche Rumäniens von 238.391 km² sind dieses 23,48%, womit Siebenbürgen die größte der neun Provinzen Rumäniens ist.
Alte Gebietsnamen Siebenbürgens sind: Nösnerland, Siebenbürgische Heide, Reener Ländchen. Südlich des Mieresch: Unterwald (um Mühlbach), Hatzeger Land, Altes Land (bei Hermannstadt), Weinland (um Mediasch), Fogarascher Land, Haferland (Reps und westlich davon) und das Burzenland (nördlich von Kronstadt).
In der Kronstädter Senke, östlich vom Burzenland, befinden sich die Drei Stühle mit Sankt Georgen/Sfântu Gheorghe/ Sepsiszentgyörgy, nördlich davon die Csik und die Gyergyó als Siedlungsgebiet der Szekler (siehe Abb. 2).
Nachfolgend nennen wir die neun Kreise Siebenbürgens mit deren Kreisvororten und Fläche (siehe Abb. 3).

Siebenbürgen, Rumänien und die Landkreise
Abb. 3 Die Kreiseinteilung Siebenbürgens (nach Ernst Wagner, Ortsnamenbuch 1977, Zusatzkarte, verändert 1988 von Heinz Heltmann).

Kreis Kreisvorort Fläche/km²
1 Alba / Karlsburg Alba-Iulia / Karlsburg 6242
2 Braşov / Kronstadt Braşov / Kronstadt 5363
3 Bistriţa-Năsăud / Bistritz-Nassod Bistriţa / Bistritz 5355
4 Cluj / Klausenburg Cluj-Napoca / Klausenburg 6674
5 Covasna / Kovasna Sfântu Gheorghe / Sankt Georgen 3710
6 Harghita / Hargitta Miercurea Ciuc / Szeklerburg 6639
7 Hunedoara / Eisenmarkt Deva / Diemrich 7063
8 Mureş / Mieresch Târgu Mureş / Neumarkt am Mieresch 6714
9 Sibiu / Hermannstadt Sibiu / Hermannstadt 5432
- Sălaj Zalău / Zillenmarkt 2000
- Bezirk Lăpuş / Laposch Târgu Lăpus / Laposch 700
Siebenbürgen insgesamt 55892

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Die Bevölkerung

Wirtschaft und Soziales bei den Siebenbürger Sachsen

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