Das Storchen - Empfangskomitee in Scharosch bei Fogarasch

29. August 2018

Nachrichten aus dem Heimatort

Die Besucher, welche am 12. August 2018 zum Heimattreffen nach Scharosch bei Fogarasch kamen, staunten nicht schlecht. Sie wurden von zwanzig Störchen empfangen, welche in Reih‘ und Glied auf dem Dachfirst der Jakobuskirche standen und Rast machten. So, als hätten sie gerade auf die Ankunft der Scharoscher gewartet. Von der Dachreiterkugel bis zum Kirchturm verweilten sie in Abständen wie mit dem Zollstock ausgemessen. Ob das renovierte Kirchendach sie angelockt hat?
Nach dieser nicht erwarteten Begrüßung durch die Meister Adebare traf man sich um 10.00 Uhr im Gemeindesaal, welcher von den Familien Ewald Bortmes und Hans Krempels aufs Festlichste hergerichtet war. Tische und Bänke weiß eingekleidet, Blumen, die Saalwände mit gerahmten Bildern geschmückt, von der Saaldecke hängend die aus frischem Tannengrün gebundene Krone. Eine große bunt bemalte Truhe, mit Blumensträußen aus den heimischen Gärten befüllte Vasen, sowie ein Wandbehang mit dem Spruch „Siebenbürgen, süße Heimat“ schmückte die große Bühne. „Gehst du ins Leben einst hinaus, halt immer hoch dein Elternhaus. Wie glücklich dir auch fällt dein Los, vergiss es nicht, es zog dich groß!“ Auch dieser gestickte Spruch auf einem weiteren Wandbehang von Elfriede Krempels passte sehr gut zum Treffen, waren doch vierundsechzig Personen aus Deutschland und den Nachbargemeinden gekommen. Am Nachmittag besuchten auch noch Scharoscher Rumänen, welche ebenfalls eingeladen worden waren, das Treffen. Es gab Sekt, Orangensaft, pur oder gemischt, von Ewald Bortmes kredenzt, dazu frisch gebackenen leckeren Hanklich und Nussstriezel zum Empfang, gebacken von Elisabeth und Hannelore Bortmes, denen allen man nicht genug dafür danken kann. „Das Gebäck ging weg wie warme Semmeln!“ Trifft hier auch auf Hanklich und Nussstriezel zu.
Draußen vor dem Gemeindesaal, im Saal, auf dem Kirchhof – überall‘ Gruppen und Grüppchen von Leuten, die sich angeregt unterhielten, miteinander scherzten und lachten. Es gab ja auch wirklich genug zu erzählen, und auch das Wetter bescherte Wärme und Sonnenschein.
Mit einem Besucher unseres Heimattreffens hatte wohl niemand gerechnet. Der Landeskirchenkurator aus Hermannstadt, Herr Friedrich Philippi, war angereist. Die Überraschung war groß, und nachdem auch Herr Pfarrer Dr. Johannes Klein zugegen war, begab man sich in die Jakobuskirche, wo um 12.00 Uhr der Gottesdienst begann. Fünf Kinder, fünfundzwanzig Frauen und zwanzig Männer sprachen die Gebete und sangen voll Innbrunst die Lieder, begleitet von der Organistin Christiane Neubert, welche mit Geschick die teilweise nicht mehr funktionierende Tastatur umspielte, kaum hörbar für die Gemeinde, auch nicht die leicht asthmatisch klingenden Orgeltöne. Eine Reinigung der Orgelpfeifen wäre die Schlussfolgerung. Vielleicht macht es ja eine Spende, die von Herzen kommt, möglich.
Nachdem Ursula Hummes vom Taufbecken aus das Grußwort des Landesbischofs der evangelischen Kirche A.B. Reinhart Guib vorgelesen hatte, sprach Friedrich Philippi. Sowohl der Bischof als auch der Landeskirchenkurator brachten ihre Freude zum Ausdruck, dass viele Menschen vermehrt nach Siebenbürgen kommen und sich hier einbringen durch die Mitgliedschaft in der EKR, durch Arbeit an den Kirchenburgen, Leben und Begegnen vor Ort. Friedrich Philippi bedankte sich bei den Scharoschern für die vielen Spenden, mit denen man das Dach und den Kirchturm der Jakobuskirche sanieren konnte. Die Initiatorin dieses Sanierungsprojektes, das im Dezember 2015 eröffnet wurde, Ursula Hummes, erhielt als Dankeschön einen Druck der BASELER SACHSENLANDKARTE DES JOHANNES HONTERUS VOM JAHRE 1532 – Chorographia Transylvaniae Sybembürgen Basel 1532, welche aus Anlass des Reformationsjubiläums 2017 durch das Landeskonsistorium herausgegeben worden war.
Nach dem Gottesdienst versorgte ein Catering-Service aus Fogarasch mit verschiedenen Speisen und Getränken die kleinen und die großen Leute. Alle Gerichte schmeckten sehr gut, und es gab auch reichlich. Kirchenkurator Reinhold Schindler hielt eine kurze Begrüßungsansprache und HOG-Vorsitzende Ursula Hummes tat ihre Freude kund, was schon alles an der Jakobuskirche gemacht werden konnte. Sie dankte den Spendern und wünschte allen ein erquickliches gemeinsames Beisammensein. Viele verschiedene leckere Tortenstücke wurden im Saal zum Kauf angeboten. Der prall gefüllte Kühlschrank war am Abend leer. So gut hatten die Kuchen geschmeckt.
Beim gemeinsamen Gang mit Pfarrer Klein und Herrn Philippi auf den Friedhof, um dort die Andacht zu halten, beteiligten sich nur die Scharoscher, welche noch gut zu Fuß waren, andere wurden mit dem Kleinbus des evangelischen Gemeindeverbandes dorthin gefahren.
Die Andacht begann mit einem Lied, dann sprach Kurator Reinhold Schindler. Er gedachte auch der Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges. „Geburt ist Sterbens Anfang, Tod des Lebens Aufgang, strahlendes Beginnen.“ Der Andacht-Text von Ursula Hummes beinhaltet die Hoffnung auf die Auferstehung, nennt den Glauben der Verstorbenen in ihrem irdischen Leben und endet mit der Bitte, diesen Frieden und ewige Ruhe zu schenken. Das Gebet von Pfarrer Klein und ein Lied beenden die gemeinsame Andacht.
Im Gemeindesaal geht das Fest weiter. „Siebenbürgen, Land des Segens…“ Vorbereitete Lied-Blätter aller Strophen des Siebenbürgen-Liedes, auch in rumänischer Übersetzung, „Cântecul Transilvaniei“, laden zum gemeinsamen Singen ein. Und „der ganze Saal“ singt, laut und mit Inbrunst, die siebte Strophe dann auch gemeinsam mit den mittlerweile noch dazugekommenen rumänischen Dorfbewohnern. Es geht doch! Und dann werden spontan weitere deutsche Volkslieder gesungen. Wunderschön! Die Musik lädt zum Tanzen ein, paarweise und später den Hora: Sachsen und Rumänen zusammen. Die Nichttänzer nehmen eine Brotzeit, Zubereitetes vom Schwein, das extra für das Treffen geschlachtet wurde. Brot, Tomaten, Gurke, Aufstrich aus Auberginen, Leberwurst.
Bei diesem Treffen sah man nur lachende, frohe und glückliche Gesichter. Es sei alles noch schöner gewesen als 2016, Atmosphäre, Organisation… für die sich dieser kompetente Herr auch herzlich bedankte. Die Sachsen könnten öfter solche Feste veranstalten, meinten einige Rumänen.
Eintritte, Spenden und die Kollekte ergaben zusammen einen Betrag, mit dem die Sanierung eines weiteren Stützpfeilers finanziert werden kann. Die Organisatoren Bortmes, Krempels, Hummes zeigten sich bei der Lagebesprechung am Montagmorgen mehr als zufrieden.
Die zwanzig Störche wollen beim nächsten Treffen wieder ihre Plätze einnehmen. „Wer vor- oder nachher nach Scharosch kommt, wird uns nicht zusammen sehen“, versicherten sie, bevor sie weiter gen Süden in ihr Winterquartier fliegen.

Foto: Hans Krempels

Ursula Hummes

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