Mein Traum . . . oder "Meine schönste Weihnachtsgeschichte"

"Was raschelt und wispert da draußen? Warum wird es auf einmal so hell?"
"Ursula, schläfst du noch? Hörst du mich? Wach doch auf!"
"Wer ist das, wer ruft nach mir? Sag', wer bist du?"
"Mein Name ist Jakobus, und ich gebe schon viele hundert Jahre der Heimatkirche deiner Vorfahren meinen Namen."
"Ja, wir haben im Sommer in deiner Kirche einen Gottesdienst gehalten. Viele Menschen aus Deutschland waren dort, um sich zu treffen."
"Ich weiß, ich weiß, es war alles sehr feierlich und festlich, aber ich muss dich etwas fragen. Stimmt es, dass Leute nicht helfen wollen und sagen, dass die Jakobuskirche nur Steine sind und dass es sich alles nicht lohnt, die Heimatkirche zu erhalten?"
"Ja, das stimmt. Sie wollen nicht helfen. Aber es gibt auch Gott sei Dank ausgewanderte Scharoscher Bürger, die gespendet haben und auch weiter spenden werden."
"Das freut mich und die anderen Jünger, meine Brüder im Herrn, und besonders unseren Herrn Jesus Christus sehr. Er wird es ihnen allen lohnen. Aber, warum helfen nicht alle so gut wie sie können? Haben sie vergessen, dass ihre Vorfahren in der Kirchenburg immer Schutz fanden, wenn Feinde ihr Dorf belagerten und zerstörten? Sie konnten sich in Sicherheit bringen, Nahrung im Speckturm lagern, und nur so überlebten sie. Die Kirchenburg hat immer allen Sicherheit und Bleibe gewährt. Warum wenden sie sich jetzt von ihrer Heimatkirche ab?"
"Moment, Moment, Jakobus! Ich überlege gerade, dass ich vielleicht ja gar nicht auf der Welt wäre, nicht geboren wäre, wenn meine Vorfahren nicht im Schutz der Kirchenburg überlebt hätten? Alle lieben Menschen meiner Familie hätten nie existiert. Das ist ein furchtbarer Gedanke! Das ist ja ein Albtraum! Schrecklich!"
"Du musst dich nicht ängstigen, deine Vorfahren haben ja im Schutz der Kirchenburg überlebt, so wie alle Bewohner von Scharosch. Die Feinde hatten keine Macht über sie. Sage allen Spendern und Spenderinnen, dass ich ihnen auch im Namen unseres Herrn Jesus Christus ganz herzlich danke. Im nächsten Frühjahr wird das Kirchendach 'gerückt' und ausgebessert, und dann sollen ja die Stützpfeiler der Kirche an die Reihe kommen. Die anderen Jünger freuen sich schon, denn sie haben den Pfeilern ihre Namen gegeben. Johannes freut sich ganz besonders über die Renovierung der Kirche, auch Andreas, Philippus, Matthäus . . . und ich natürlich! Alle sind froh und glücklich. Manchmal höre ich, wie sie sich miteinander unterhalten: "Nicht alle haben uns vergessen. Bald ist Weihnachten. Wir glauben, dann spenden wieder ein paar liebe Menschen."
"Es wäre wunderbar, wenn sie Recht hätten."
Nun bin ich wach. Ich hätte noch gerne weitergeträumt, aber etwas kann ich noch erzählen. Jakobus hat mich gefragt, ob ich wieder zu Besuch komme - irgendwann. Ich habe ihm geantwortet, dass ich zurückkomme, um zu sehen, wie es mit der Jakobuskirche vorangeht. Dann habe ich noch von ganz vielen Spenden geträumt.
Mit Jakobus' Hilfe, mal sehen!

Ursula Hummes geb. Wardeiner Dezember 2016

Weitere Anekdoten, Geschichten, Erzählungen »