Siebenbürgische Kirchenburgen - Nachrichten

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Begrüßung

Erstellt am 03.03.2012, 23:29 Uhr von Bir.Kle. (Chef) und am 09.02.2013, 01:46 Uhr geändert.
Herzlich willkommen in der Welt der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen und Wehrkirchen!

Ich möchte mit dieser Gruppe alle Siebenbürger und selbstverständlich auch alle Nicht-Siebenbürger, die sich für diese faszinierenden historischen Baudenkmäler begeistern, zu einem hoffentlich regen, interessanten und kompetenten Austausch einladen!

Es gibt etliche Aspekte, die man beleuchten könnte. Beispiele:

- Was genau fasziniert und interessiert euch an den siebenbürgischen Kirchenburgen?
- Welche Kirchenburgen habt ihr bereits vor Ort besucht und besichtigt?
- Wie ist euer Eindruck? Könnt ihr eine Besichtigung des betreffenden Objektes weiterempfehlen?
- Welche Erfahrungen habt ihr gesammelt? Musstet ihr beispielsweise lange herumlaufen, um den Schlüssel zu organisieren? Gab es sogar schmerzhafte Erfahrungen, etwa Verletzungen bei der Turmbesteigung aufgrund einer maroden Leiter?
- Wie sieht die Kirchenburg in euren Heimatorten aus? Bereitet ihr Zustand Sorgen oder ist er eher stabil?
- Welches sind die eurer Meinung nach schönsten Kirchenburgen? (Meine persönlichen Top 50 habe ich in meinem Profil aufgelistet.)
- Wie gut kennt ihr die Kirchenburg eures Heimatortes? Ihr könnt sie hier gerne etwas näher vorstellen!

Man könnte noch etliche weitere Fragen hinzufügen. Ich freue mich auf hoffentlich viele interessante Beiträge und selbstverständlich auch weitere Fragen und Aspekte, auf die man eingehen könnte.


Schöne Grüße

Uwe Schuller
(mit Leib und Seele
Siebenbürger Sachse)

Erstellt am 11.02.2018, 16:16 Uhr von Bir.Kle. (Chef) und am 12.02.2018, 00:17 Uhr geändert.
Hallo Guni,

ich befürchte, dass es leider viel zu wenige Siebenbürger Sachsen der jüngeren Generationen gibt, die ein tiefgehendes und weitreichendes Interesse für unsere siebenbürgische Heimat - beispielsweise für die Kirchenburgen - zeigen.
Die meisten jungen Leute richten ihren Fokus überwiegend auf Halligalli, Rambazamba, Feiern und Tanzen - "Event" und "Entertainment" schimpft sich das im sogenannten "Neudeutsch".
Den Beweis dafür kann man Jahr für Jahr in Dinkelsbühl erleben: Im Festzelt, beim Trachtenumzug sowie beim Fackelzug und diversen Tanzveranstaltungen tummeln sich junge Leute zuhauf - bei Vorträgen, Vorlesungen, Ausstellungen oder beim Bücherverkauf hingegen sind sie eher rar gesät.
Jedes Jahr nach dem Heimattag wiederholen dann die Verantwortlichen ihre Lobeshymnen, in denen sie sich erfreut zeigen über die angeblich hohe Anzahl junger Teilnehmer/-innen am Heimattag.
Doch ist das tatsächlich der Fall? Um diesbezüglich konkrete Aussagen treffen zu können, müsste folgendermaßen vorgegangen werden:

Erstens: Man müsste definieren, was genau man unter "jungen Leuten" versteht. (Bis zu einem Alter von 25 Jahren? 30 Jahre? Oder 35, vielleicht gar 40 oder mehr Lebensjahre?)
Zweitens: Es müsste die absolute Anzahl der Individuen in dieser definierten Altersgruppe ermittelt werden, das heißt, wie viele solcher jungen Leute in Deutschland insgesamt leben.
Drittens: Man müsste definieren, was man im Zusammenhang mit dem Heimattag und jungen Menschen unter "viel" oder "große bzw. hohe Anzahl" versteht.

Nehmen wir einmal an, man verstünde unter "junge Leute" jene Personen bis zu einem Alter von 30 Jahren.
Meiner Schätzung nach kommen von den Siebenbürger Sachsen/Sächsinnen aus dieser Personengruppe höchstens ein Fünftel (20 Prozent), bestenfalls ein Viertel (25 Prozent), zum Heimattag.
Ist das denn nun viel? Ist es nicht vielmehr bedenklich, dass gut drei Viertel (75 Prozent) des Potenzials sozusagen ungenutzt sind - und wohl auch weiterhin ungenutzt bleiben werden?
Und selbst wenn man mehr junge Leute zur Teilnahme am Heimattag bewegen könnte: Was brächte das, wenn bei denen das Interesse ebenfalls eher einseitig wäre (was sehr wahrscheinlich ist) und es ihnen vornehmlich darum ginge, im Festzelt zu feiern? Fragen über Fragen.

Noch ein weiteres Beispiel von der Kreisgruppenebene gefällig?
Bei uns in der Kreisgruppe ist die Tanzgruppe die einzige kulturelle Gruppe, in der jüngere Leute in nennenswerter Anzahl aktiv sind. In unserem Chor dagegen reichte schon eine Hand mit mehreren amputierten Fingern, um die jungen Teilnehmer abzuzählen.

Es ist überhaupt nichts gegen Tanzen und Feiern einzuwenden, aber: Nur damit allein werden wir vieles von dem, was uns als Siebenbürger Sachsen und unsere siebenbürgische Heimat ausmacht, nicht bewahren und erhalten können.

Nr.1

Erstellt am 12.01.2018, 11:16 Uhr von guni
Hallo Uwe,
ich freue mich festzustellen, dass auch von Eurer Generation Interesse an diesen großartigen Bauten bezeugt wird. Auch ich habe mich erst nach der Auswanderung detaillierter um dies Material gekümmert. Man kann viel dazulernen. Meine Kontakte führen nach Kronstadt, Hermannstadt, Schönberg und nicht zuletzt nach Birthälm.

Andreas Gutt

Erstellt am 30.12.2013, 22:46 Uhr von gaucha und am 23.09.2014, 21:19 Uhr vom Moderator geändert.
Wünsche euch ein schönes und gutes Neues Jahr!

Kirchenburg Birthälm

Erstellt am 01.03.2013, 22:10 Uhr von Bir.Kle. (Chef) und am 13.04.2013, 20:13 Uhr geändert.
Liebe Kirchenburgen-Interessierte,

die Kirchenburg meines Heimatortes Birthälm zählt zweifelsohne zu den bekanntesten und imposantesten Kirchenburgen Siebenbürgens.
Wer über diesen monumentalen Wehr- und Sakralbau mehr erfahren möchte, dem sei die Homepage der HOG Birthälm, welche seit dem 01. März 2013 online ist, empfohlen.

Kirchenburg Birthälm auf der Homepage der HOG Birthälm e.V.

Denjenigen, die sich für die Themen "Renovierung", "Konsolidierung" und "Restaurierung" interessieren, empfehle ich zudem, sich das vom Architekten Jan Hülsemann erstellte "Konzept zum Erhalt, zur Sicherung und zur behutsamen Entwicklung des Bestandes der Kirchenburg und der Nebenanlagen" anzuschauen.
Dieses Konzept bezieht sich auf die Kirchenburg Birthälm, kann jedoch für alle, die sich für den Erhalt der Kirchenburg ihres Heimatortes einsetzen, eventuell hilf- und lehrreich sein.
Es zeigt zu beachtende Aspekte (Naturschutz, Denkmalpflege, Tourismus) auf und offenbart, welche Probleme und Schäden an Kirchenburgen auftreten.

Inhaltsübersicht
Vollständiges Konzept zum Herunterladen

Schöne Grüße


Uwe Schuller

Erhalt der Kirchenburgen

Erstellt am 09.02.2013, 01:11 Uhr von Bir.Kle. (Chef) und am 10.08.2014, 03:15 Uhr geändert.
Der Erhalt der Kirchenburgen ist ein überaus schwieriges und komplexes Thema. Viele Menschen – insbesondere architektonische Laien – denken bei diesem Thema fast ausschließlich an Maurer-, Maler- und Dachdeckerarbeiten; sie denken an bröckelnden Putz, an zerbröselndes und zerfallendes Mauerwerk, an marode Dachstühle und an kaputte oder fehlende Dachpfannen.
Das ist natürlich alles richtig: An all diesen Schadstellen besteht (teilweise dringender) Handlungsbedarf.
Derartige Schäden sind aber leider nicht alles: Bei vielen Kirchenburgen mangelt es an elementaren Sicherungs- und Sicherheitseinrichtungen. Auf so manchem Kirchen- oder Turmdach fehlt der Blitzableiter oder er ist in schlechtem Zustand.
Ganz schlecht sieht es beim Thema Brandschutz aus: Vielerorts gibt es kein Brand- oder Rauchmeldesystem. Ein Brand würde womöglich zu spät entdeckt werden. Hätte man ihn dann entdeckt, stünde man gleich vor dem nächsten Problem: Woher Löschwasser nehmen?
Deshalb wird beispielsweise in Birthälm in Erwägung gezogen, ein Rauchmeldesystem zu installieren und eine unterirdische Zisterne anzulegen, welche mit dem Regenwasser des mächtigen Kirchendaches gespeist wird. Dies ist in Birthälm besonders sinnvoll, wenn man an den Glockenturm denkt: Der besteht nämlich vollständig aus Holz.

Der größte Feind beziehungsweise das größte "Gift" für Gebäude ist bekanntlich die Feuchtigkeit. Hier treten Probleme aus zwei Richtungen auf: Einerseits die Feuchtigkeit, die sich aus dem Boden in die Mauern zieht. Mancherorts ist keine Drainage vorhanden oder sie ist nicht mehr voll funktionsfähig, weil sie verstopft oder beschädigt ist.
Das zweite Problem ist die Feuchtigkeit von oben aufgrund fehlender oder kaputter Dachziegel. Ramponierte Dachziegel werden oft nicht ersetzt, wodurch Feuchtigkeit in die Gebäude eindringt und große Schäden anrichtet, welche meistens nur mit großem Arbeits-, Zeit- und Finanzaufwand zu beheben sind.
Meiner Meinung nach kann man es den Dorfbewohnern nicht übelnehmen, dass sie fehlende oder kaputte Dachpfannen nicht austauschen. Man stelle sich die Situation einmal vor:
In den meisten Dörfern sind die Dorfbewohner fast ausnahmslos über 60 Jahre alt. In manchen Dörfern findet sich noch nicht einmal ein Burghüter, der in der Lage ist, den Turm zu besteigen, um überhaupt die Glocken zu läuten.
Es wäre anmaßend und irrsinnig, von diesen Leuten zu verlangen, dass sie die Kirchen- und Turmdächer ausbessern sollen, zumal die Dachstühle auch noch ziemlich hoch und steil sind und es zudem auch noch an Mitteln und Gerät mangelt. Um für jede fällige Dachausbesserung einen Dachdeckerbetrieb zu beauftragen, fehlt zumeist das Geld.

Ich halte es für unmöglich, alle Kirchenburgen auf Dauer zu erhalten. Manche sind bereits heute in einem ruinösen Zustand, für andere wiederum sind die Prognosen (nicht nur meine persönlichen) eher schlecht.
Es gibt allerdings auch so manche Kirchenburg, wo ich aus zweierlei Hinsicht Chancen sehe: Einerseits aufgrund ihres malerischen und imposanten Erscheinungsbilds und andererseits aufgrund ihrer Lage.
Wenn man die Sache geschickt angeht und dafür sorgt, dass sich der Bekanntheitsgrad gewisser beeindruckender und sehenswerter Kirchenburgen steigert, könnten diese Objekte womöglich von den Besucherströmen zu nahegelegenen UNESCO-Kirchenburgen oder von ihrer Nähe zu Städten profitieren. Beispiele von interessanten Kirchenburgen, die diesbezüglich günstige Standorte haben:

- Agnetheln, Almen, Kleinschenk, Mergeln, Meschen, Schönberg (alle in nicht allzu weiter Entfernung von Birthälm)
- Baaßen, Bogeschdorf, Bonnesdorf, Eibesdorf, Frauendorf, Kleinschelken (in der Nähe von Mediasch und Wurmloch)
- Arkeden, Henndorf, Hundertbücheln, Trappold (nicht allzu weit entfernt von Schäßburg)
- Holzmengen, Reußmarkt, Heltau, Großau (nicht weit entfernt von Hermannstadt)
- Honigberg (nicht weit entfernt von Tartlau)
- Hamruden, Draas, Katzendorf (nicht allzu weit entfernt von Deutsch-Weißkirch)

Bei einigen dieser Kirchenburgen gilt jedoch zu bedenken, dass sie aufgrund schlecht ausgebauter Anfahrtswege nur schwer erreichbar sind, was ein großes Manko darstellt.

Jedem dürfte einleuchten, dass mehr Besucher auch mehr potenzielle Förderer und Spender mit sich bringen.

Man muss sich auf lange Sicht sicherlich auch Gedanken über die Nutzung dieser monumentalen Wehr- und Sakralbauten machen. Die heutigen Kirchengemeinden, ohnehin bereits ziemlich klein und fast alle Gemeindemitglieder über 60 Jahre alt, werden in wenigen Jahrzehnten nicht mehr existieren. Spätestens dann haben die Kirchenburgen als Gotteshäuser ausgedient – es sei denn, man übergibt sie an die orthodoxen Kirchengemeinden.
Wenn man jedoch die Kirchenburg an jemanden abtritt, muss man damit rechnen, dass diese womöglich nicht in ihrem Originalzustand belassen wird. Ein Beispiel dafür wäre Jakobsdorf bei Agnetheln, wo Don Demidoff bekanntlich einige Veränderungen vorgenommen hat.

Bei einigen Kirchenburgen ist deren Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft. Ein Beispiel hierfür wäre Birthälm: Bislang ist für Besucher und Touristen nur der innere Burghof zugänglich; Die Obergeschosse mehrerer Türme stehen leer und ungenutzt da.
Es gibt Planungen, auch den mittleren Burghof für Besucher herzurichten, wobei auch ein Teil der Mauerkrone der mittleren Ringmauer begehbar gemacht werden soll. Die Obergeschosse der Türme bieten einiges an Ausstellungsfläche; hier könnte man Museen einrichten. Die holzverschalten Wehrgänge einiger Türme könnte man als Aussichtsplattformen herrichten.
Obendrein wird in Erwägung gezogen, den unteren Bereich des hölzernen Glockenturms für Besucher zugänglich zu machen, damit diese einen Blick auf die beeindruckende und komplexe mittelalterliche Tragekonstruktion aus Eichenbalken werfen können.
An der inneren Ringmauer ist geplant, einen Teil des hölzernen Wehrgangs zu rekonstruieren.

Diese Maßnahmen der Erweiterung und des Ausbaus sind natürlich eine Frage der finanziellen Machbarkeit. Vielerorts sind leider noch nicht einmal die Mittel vorhanden, um den Verfall anzuhalten oder zumindest zu verlangsamen.
Auch bei Kirchenburgen, die in einem vermeintlich guten Zustand sind, besteht an manchen Gebäuden oder Gebäudeteilen dringender Handlungsbedarf.
So ist beispielsweise in Birthälm der Glockenturm derzeit instabil, weil einige der Eichenbalken sowie teilweise die Balkenverbindungen morsch sind. Sein mit Holzschindeln gedecktes Dach ist lückenhaft und viele Holzschindeln sind in einer Phase der Auflösung. Das Dach muss komplett neu gedeckt werden, um weiteren Schäden an der Holzkonstruktion vorzubeugen.
Der Dachstuhl des Sakristeidaches ist ziemlich marode und muss erneuert werden. Überdies sind an allen drei Ringmauern die Ziegelabdeckungen der Mauerkronen lückenhaft oder beschädigt und müssen folglich erneuert werden, um ein weiteres Eindringen von Wasser ins Mauerwerk zu verhindern.

Es ist eine überaus kostenintensive Angelegenheit, unsere Kirchenburgen zu erhalten, zumal der Verfall niemals ganz angehalten werden kann und somit in bestimmten Zeitabständen immer wieder Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten vorgenommen werden müssen.

Uwe Schuller

Meine "Top 100"

Erstellt am 05.03.2012, 00:51 Uhr von Bir.Kle. (Chef) und am 01.11.2017, 15:07 Uhr geändert.
Nachdem ich mir einen umfassenden Überblick verschafft hatte, indem ich mehrere Bücher und Bildbände "wälzte" und mich durch etliche Webseiten klickte, habe ich eine Liste mit den meiner Meinung nach 100 schönsten Kirchenburgen und Wehrkirchen erstellt.
Ich möchte keine dieser ehrwürdigen siebenbürgischen Sakral- und Wehrbauten dadurch schmälern, dass sie nicht in meinen "Top 100" stehen - im Gegenteil: Es ist mir bei manch einer Kirchenburg sehr schwer gefallen, sie nicht in die "Top 100" aufzunehmen.
Ich halte es für nahezu unmöglich, eine Rangliste in herkömmlicher Weise (Erster, Zweiter, Dritter...) zu erstellen.
Deshalb habe ich nach langem Sichten und Vergleichen zunächst meine Top 100 zusammengestellt (ohne feste Reihenfolge), daraus dann die Top 50 (ebenfalls ohne feste Reihenfolge) extrahiert, aus den Top 50 die Top 30, daraus die Top 20, dann die Top 10 und zum Schluss die Top 5.
Hier nun in alphabetischer Reihenfolge die meiner Meinung nach 100 schönsten siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen und Wehrkirchen (in Klammern die jeweils höchste erreichte Kategorie, "30" steht beispielsweise für "Top 30"):

Abtsdorf bei Marktschelken (50), Agnetheln (20), Almen (20), Alzen (100), Arbegen (100), Arkeden (50), Baaßen (20), Bekokten (100), Birthälm (5), Bodendorf (100), Bogeschdorf (30), Bonnesdorf (30), Braller (100), Brenndorf (100), Bulkesch (50), Bußd bei Mediasch (100), Bußd bei Mühlbach (100), Denndorf (100), Deutsch-Kreuz (100), Deutsch-Tekes (100), Deutsch-Weißkirch (5), Dobring (100), Donnersmarkt (100), Draas (30), Dunesdorf (100), Eibesdorf (30), Felmern (100), Frauendorf (50), Galt (100), Gierelsau (100), Großalisch (100), Großau (30), Großkopisch (100), Großlasseln (100), Großprobstdorf (100), Großschenk (100), Großscheuern (100), Gürteln (100), Hahnbach (100), Hamruden (10), Heldsdorf (100), Heltau (50), Henndorf (50), Hetzeldorf (50), Holzmengen (20), Honigberg (5), Hundertbücheln (50), Irmesch (100), Jakobsdorf bei Agnetheln (20), Katzendorf (20), Keisd (30), Kelling* (30), Kirchberg (50), Kleinschelken (20), Kleinschenk (10), Kleinscheuern (100), Klosdorf (50), Lechnitz (100), Magarei (100), Malmkrog (50), Maniersch (100), Marienburg bei Kronstadt (100), Marktschelken (100), Marpod (100), Martinsberg (100), Mediasch (10), Mergeln (30), Meschen (20), Meschendorf (50), Michelsberg (100), Mortesdorf (100), Neithausen (100), Neustadt bei Kronstadt (50), Petersberg (50), Pretai (50), Probstdorf (50), Radeln (50), Reichesdorf (100), Reußmarkt (20), Rohrbach (100), Roseln (100), Rothbach (100), Schaal (100), Schaas (100), Scharosch an der Kokel (100), Schönberg (5), Seligstadt (50), Stein (100), Tarteln (100), Tartlau (5), Tobsdorf (100), Trappold (10), Waldhütten (50), Weidenbach (20), Wolkendorf bei Kronstadt (30), Wölz (100), Wurmloch (10), Zeiden (30), Zendersch (100), Zied (50).

*Die Burg in Kelling ist keine Kirchenburg im engeren Sinne. Sie war einst der Wohnsitz des Gräfen (Ortsvorsteher) und wird demzufolge als "Gräfenburg" bezeichnet.
Ich habe sie hier dennoch berücksichtigt, zumal sie in mancherlei Hinsicht einer Kirchenburg überaus ähnlich ist, insbesondere darin, dass sich auf dem Burggelände ein Sakralbau - und zwar eine kleine Kapelle - befindet.

So fing alles an...

Erstellt am 04.03.2012, 22:34 Uhr von Bir.Kle. (Chef) und am 09.02.2013, 01:43 Uhr geändert.
Liebe Kirchenburg-Interessenten,

in meiner Begrüßungs-Nachricht habe ich viele Fragen gestellt. Man soll jedoch nicht nur von anderen Menschen etwas fordern, sondern auch selbst etwas leisten. Ich möchte deshalb den Anfang machen und euch erzählen, wie meine Begeisterung für die Kirchenburgen begann:

Ich habe einen erheblichen Teil meiner Kindheit in Birthälm (Biertan), dem Heimatdorf meines Vaters, verbracht. Von 1982-1990 (von meinem 3. bis zum 11. Lebensjahr) lebte ich in diesem stattlichen Dorf.
Von unserem Haus (nur wenige hundert Meter vom Fuße des Burgbergs entfernt) hatte man einen herrlichen Ausblick auf die Südostseite der imposanten Birthälmer Kirchenburg: Links der Katholische Turm, dahinter das kolossale Langhaus der Kirche mit dem daran anschließenden und nach Osten weisenden Chor, dessen Dach von einem kleinen Dachreiter aus Holz gekrönt wird. Ganz rechts der Mausoleumsturm mit dem halbrunden Türmchen an seiner Südseite; hinter dem Mausoleumsturm der hölzerne Glockenturm. Vor dem Chor, etwa auf mittlerer Strecke zwischen Katholischem Turm und Mausoleumsturm, befindet sich das Ehegefängnis mit Satteldach. Die beiden Arkaden, welche das Ehegefängnis stützen sowie die weiteren Bögen in der Ringmauer sorgen für eine besonders reizvolle Ansicht.
Überdies lugt ganz im Südwesten das Dach des Speckturms hervor und in nordöstlicher Richtung, zwischen Chor und Mausoleumsturm, ragt das steile Pyramidendach des Stundenturms mit der Turmuhr hinter mächtigen Baumkronen empor und reiht sich ebenfalls ein in die malerische Südwest-Kulisse der Kirchenburg.
Bereits seinerzeit, als kleiner Junge, hatte mich die Kirchenburg unglaublich fasziniert, was bei einem derartigen Ausblick beziehungsweise Anblick nicht verwunderlich ist.
Schon damals hatten mich insbesondere die Türme sehr beeindruckt, derer in Birthälm bekanntermaßen zahlreiche vorhanden sind (sechs mit Pyramidendach sowie zwei mit Pultdach). Bis auf den heutigen Tag habe ich ein Faible für Türme aller Art (Wehrtürme, Leuchttürme, Wassertürme, Fernsehtürme etc.)
Ich habe in meiner Kindheit das damalige Birthälmer Burghüter-Ehepaar Anna und Hans Filp nicht nur bewundert, ich habe sie geradezu vergöttert. Naiv, wie man als Kind nun einmal ist, dachte ich, dass die Kirchenburg und das gesamte Anwesen den Filps höchstpersönlich gehören würde. Zudem haben auch Frau Filps interessante Erzählungen über diesen monumentalen Bau zu ihrer Bewunderung beigetragen.
Ich hatte als Kind des Öfteren den Drang und die Neugier, mich heimlich auf das Areal der Kirchenburg zu schleichen, um dort in den Burghöfen und Türmen herumzuturnen und herumzukraxeln.
Ich war mit diesem Vorhaben nicht allein: Auch meinen Freunden schwebte Ähnliches vor. So versuchten wir mehrere Male, das Tor des äußeren Torturms (Einfahrtsturm) zu überwinden – was uns allerdings nie gelang. Selbst wenn es uns gelungen wäre, hätte es uns nicht viel gebracht, zumal wir dann lediglich im äußeren Burghof gelandet wären. Der zweite der insgesamt vier Tortürme, der Speckturm, hätte ein weiteres Vordringen verhindert, weil sein Tor meistens verschlossen war.
Ein weiteres Problem gesellte sich hinzu: Weil von 1979-1990 umfangreiche Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten (unter der Leitung von Dr. Hermann Fabini) an allen Gebäuden der Kirchenburg stattfanden, hätten uns nach kurzer Zeit irgendwelche Bauarbeiter bemerkt und uns sofort wieder vom Gelände der Kirchenburg gejagt.
Doch unsere kindliche Neugier ließ sich nicht so leicht bändigen: "Wie sieht es in den Türmen aus?" oder "Was befindet sich im Inneren der Türme?" waren nur einige der Fragen, die wir uns stellten.
Eine neue Strategie musste her. Sonntags dauerte der Gottesdienst für die Kinder nur etwa eine Viertelstunde oder eine halbe Stunde (ich weiß es nicht mehr so genau). Das war unsere Chance! Während die meisten Kinder nach dem Kindergottesdienst brav das Kirchenburggelände verließen, ließen wir uns unauffällig zurückfallen und blieben in der Kirchenburg. Wir nutzten die Zeit bis kurz vor Ende des regulären Gottesdienstes, kraxelten in den Burghöfen herum und bestiegen die Türme. Wir waren dabei klug genug, uns ganz still zu verhalten, denn hätten die Leute im Gottesdienst gehört, dass wir draußen herumturnen, hätte es mit Sicherheit Ärger gegeben.
Kurz bevor die Erwachsenen aus der Kirche herauskamen, machten wir uns aus dem Staub; Ruck-zuck waren wir die 73 Stufen des hölzernen Treppenaufgangs hinunter gehüpft. Ungünstigerweise mussten wir am Ende des Treppenaufganges noch an der Burghüterwohnung vorbei – was uns nicht immer ohne Zwischenfall glückte. Zuweilen kam es vor, dass der Burghüter uns abfing und dann mit uns schimpfte und drohte, er würde unseren Eltern erzählen, dass wir uns unerlaubt und unbeaufsichtigt auf dem Burggelände aufhielten und uns somit in Gefahr begäben.
Natürlich hatten wir Angst davor, dass er uns verpfeift. Diese Angst konnte uns jedoch nicht davon abhalten, dass wir uns nach dem sonntäglichen "Kindergottesdienst" bisweilen noch in der Kirchenburg aufhielten. Verpfiffen hat er uns übrigens nie.

Da seinerzeit in Siebenbürgen die Möglichkeiten, sowohl was Mobilität, als auch was Informationen anbelangt, sehr beschränkt waren, blieb auch mein Interesse fast ausschließlich auf die Birthälmer Kirchenburg begrenzt, zumal ich von den anderen Kirchenburgen damals nur wenige kannte.
Ich erinnere mich allerdings noch, dass meine Oma ein Buch über die Kirchenburgen besaß, welches ich mir immer wieder gerne vornahm. Da dies mittlerweile mehr als zwanzig Jahre her ist, kann ich mich nur noch vage des Inhalts entsinnen. Ein Bild fand ich bereits seinerzeit derart beeindruckend, dass ich es heute genauso "lebendig" vor mir sehe wie damals: Das Foto der Kirchenburg Deutsch-Weißkirch (Viscri). In der Mitte des Bildes ragte der bollwerkartige weiße Torturm mit holzverschaltem Wehrgang und Walmdach stolz in den Himmel.
Diese Kirchenburg wurde völlig zurecht von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Für mich gehört sie neben den Kirchenburgen in Tartlau (Prejmer) und Birthälm (Biertan) zu den drei schönsten siebenbürgischen Kirchenburgen.

Erst nach der Auswanderung 1990 in die Bundesrepublik Deutschland hatte ich so richtig die Möglichkeit, mir Bücher anzuschaffen – und später auch das Internet zu nutzen – um mir einen umfassenden Überblick über die Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgens zu verschaffen.
Irgendwann kam dann auch der Führerschein und ein Auto hinzu: Ich hatte also die nötige Mobilität erreicht, um die Kirchenburgen vor Ort besichtigen zu können – wäre da nicht eine neue Hürde: Die Kirchenburgen befinden sich nun nicht mehr in meiner unmittelbaren Umgebung, sondern sie sind fast 2000 Kilometer entfernt!
Also musste ich mich größtenteils mit Büchern, Dokumentationen (beispielsweise "Siebenbürgen, deine Kirchenburgen" und "Siebenbürgen, Heimat unvergessen" von Gustav Schuller) und dem Internet begnügen.
So sehr wie mich bereits während meiner Kindheit die Birthälmer Kirchenburg beeindruckt und fasziniert hatte – genauso sehr haben mich auch alle anderen Kirchenburgen mit ihrer Ästhetik und ihrer zeitlosen Anmut beeindruckt und in ihren Bann gezogen.
Keine gleicht der anderen. Das beginnt schon mit der Anzahl und dem Grundriss der Mauerringe. Man trifft gleichermaßen Ringmauern mit ovalem, fast rechteckigem und polygonalem (vieleckigem) Grundriss an.
Sehr interessant und sehenswert sind auch die unterschiedlichen Arten der Chorbefestigung. Da die Westseite vieler Kirchen aufgrund eines Westturms gut gesichert ist, war die Ostseite oft eine Schwachstelle. Diese wurde auf unterschiedliche architektonische Herangehensweise beseitigt:
So wurde der Chor beispielsweise in Schönberg (Dealu Frumos) oder Mergeln (Merghindeal) nicht wie üblich mit einer halbrunden oder polygonalen Apsis abgeschlossen, sondern mit einem massiven Wehrturm.
Anderenorts fand man andere Lösungen: In Wurmloch (Valea Viilor), Kleinschelken (Șeica Mică) oder Busd bei Mediasch (Buz) wurde der Chor stark erhöht und ragt weit über das Dach des Langhauses hinaus. In diesem oberen Chorbereich befanden bzw. befinden sich mehrere Wehrgeschosse mit Wehrgängen und Schießscharten.
Mancherorts, beispielsweise in Henndorf (Brădeni) oder Birthälm, wurde der Chor, ähnlich wie die Wehrtürme, mit einem holzverschalten Wehrgang versehen. (Der Wehrgang am Birthälmer Chor existiert nicht mehr; Er wurde 1802 durch ein Erdbeben so stark beschädigt, dass er abgetragen werden musste. Die Mauer wurde dann bis ans Dach hochgezogen.)
Die Kirchenburg in Henndorf bietet einen besonders reizvollen und außergewöhnlichen Anblick, denn dort umgibt ein holzverschalter Wehrgang die gesamte Kirche samt Chor und Langhaus.
Kleines Fazit: Die Siebenbürger Sachsen haben stets versucht, ihre Kirchenburgen so gut wie möglich zu befestigen und sie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wehrfähig zu machen, wobei sie die Ästhetik niemals aus den Augen verloren haben.
Ob erhöhter Chor oder Chorabschluss durch einen Wehrturm – es sieht gleichermaßen imposant aus und bietet einen malerischen Anblick.

Uwe Schuller