Erbe in Rumänien

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.

Lorisetta
schrieb am 10.09.2018, 16:16 Uhr (am 10.09.2018, 16:23 Uhr geändert).
Liebes Siebenbürger Forum,

ich wende mich an euch mit einigen Fragen zu einem Erbfall, der eingetreten ist. Über erste Informationen bezüglich der notwendigen Vorgehensweise wäre ich dankbar. Ich versuche die Hintergrundgeschichte so kurz wie möglich darzustellen, euch aber dennoch einige Begebenheiten zu nennen, so dass man die Situation einschätzen kann. Dennoch wird der Text etwas länger, daher sorry schon mal.

Ich kam in den 1990er Jahren als Kind mit meinen Eltern von Rumänien nach Deutschland. Meine Mutter, die in Rumänien Diplom-Wirtschaftslehre studiert hatte, bekam in Deutschland nach dreijährigem Zusatzstudium nach einigen Jahren einen sehr guten Job. Mein Vater konnte sich hier nicht so richtig einleben, da er große Probleme mit der Unterordnung gegenüber Vorgesetzten hatte.
Während eines Sommerurlaubs in Rumänien im Jahr 2003 kaufte er dann ein sehr großes Grundstück in einem abgelegen rumänischen Dorf, ohne dies vorher mit meiner Mutter abzusprechen. Diese war natürlich vor den Kopf gestoßen, da die Familie ihr Leben in Deutschland bestritt und in Deutschland auch eine 2001 gekaufte Eigentumswohnung abbezahlte. Er versicherte ihr jedoch, dass es lediglich eine Altersvorsorge sei und dass man sich im Ruhestand überlegen könne, dort ein Haus zu bauen. Kurze Zeit später fing er jedoch bereits mit den Plänen zum Hausbau und gab 2006 völlig überstürzt seinen gut bezahlten Job in einer Bank auf, um zurück nach Rumänien zu ziehen und sich komplett den Bau des Hauses zu widmen. Für meine Mutter, die gerade einmal Mitte 40 war, kam ein Umzug nach Rumänien nicht in Frage, da sie einen sehr guten Job hatte und dafür jahrelang gekämpft hat. Es war von ihm allerdings auch nicht gedacht, dass sie mit ihm zieht, denn einer musste ja schließlich das Geld verdienen. So kam es dann, dass er in Rumänien lebte und meine Mutter und ich in Deutschland blieben. Er besuchte uns 2-3 Mal im Jahr und wir fuhren oder flogen während meiner Ferien nach Rumänien. Diese Lebensumstände fanden meine Mutter und ich sehr bedrückend, er hingegen hätte glücklicher nicht sein können. Immer wieder führten diese Lebensumstände zu großen Streitigkeiten zwischen meinen Eltern, aber mein Vater schaffte es immer wieder meine Mutter um den Finger zu wickeln, machte ihr Versprechungen und hielt sie weiter hin, während sie hier in Deutschland das Geld verdiente, ihm sein Leben dort finanzierte, Kredite für seinen Hausbau aufnahm und die Eigentumswohnung abbezahlte. Insgesamt stehen nun drei Häuser auf seinem Grundstück (ein großes und zwei kleinere), sowie unzählige teure Geräte und Werkzeuge, die im Laufe der Jahre angeschafft wurden. Eine Arbeitsstelle oder sonstige Verdienste hatte er in Rumänien nicht.

Leider verstarb meine Mutter im Dezember 2016 plötzlich in recht jungem Alter.

Ich war am Boden zerstört und kümmerte mich mit Hilfe meines Lebensgefährten um die Trauerfreier und die ganzen Dinge, die damit einhergehen, während mein Vater sich einen Tag nach dem Tod meiner Mutter informierte, was die Wohnung wert sei und mir wenig Luft zum Trauern ließ.

Die Urne meiner Mutter habe ich nach Rumänien überführen lassen, mit dem Ziel diese im Familiengrab auf dem Friedhof beisetzen zu lassen. Ich vertraute die Urne meinem Vater an, der mir verdichtete sich in Rumänien um die Beisetzung zu kümmern und mir ein Datum zu mitzuteilen, an welchem die Beisetzung stattfinden sollte. Was er aber stattdessen tat, war, die Urne auf seinem Grundstück beizusetzen, was große Streitigkeiten zwischen uns auslöste.

Was die Wohnung in Deutschland betrifft, war es der Wunsch meiner Mutter, dass die Wohnung irgendwann mir gehören sollte. Da dieser Wunsch allerdings nirgendwo festgehalten wurde, kam es nun so, dass mein Vater, dem nun 3/4 der Wohnung gehörten, diese verkaufen wollte. Da mir die Wohnung wichtig war und ich sie behalten wollte, willigte ich letztendlich ein, ihn auszubezahlen. Die Wohnung wurde nun auf mich übertragen und ich zahle ihn weiterhin aus.

Das Problem, das nun eingetreten ist, betrifft den Besitz in Rumänien. In diese Hinsicht äußerte er sich mir gegenüber zu keinem Zeitpunkt klar, so dass ich nicht wusste, wie dort die Besitzverhältnisse sind und was oder ob mir etwas zusteht. Anfangs drängte er mich nach Rumänien zu kommen, um die „succesiune” zu machen, wobei er mir auf die Frage, was von dem Besitz in Rumänien meiner Mutter gehörte keine Antwort gab. Irgendwann erzählte er mir dann, dass es eine Firma gegeben hat, die auf den Namen meiner Mutter gelaufen sei und bevor man die „succesiune” machen könne, müsse die Firma aufgelöst werden.

Nun hat er mir vergangene Woche gerichtliche Dokumente per E-Mail zugeschickt, die laut seiner Aussage die „succesiune“ betreffen. Diese Dokumente heißen „Comunicare adresa” sowie „Cerere de chemare in judecată”. Diesen Dokumente entnehme ich, dass meiner Mutter besagte Firma gehört hat, dass diese aufgelöst wurde im April 2017 und dass zwei der Häuser auf seinem Grundstück über die Firma meiner Mutter finanziert wurden und somit Komplet ihr gehörten. Es steht drin, dass mir 3/4 dieser Immobilien zustehen und meinem Vater 1/4, dass mein Vater fordert, dass ich ihm den Besitz ohne Ansprüche überlasse und dass ich eine Frist von 25 Tagen habe, dazu Stellung zu nehmen. Außerdem teilte mir mein Vater mit, dass ich eine „întâmpinare” von seinem Anwalt bekommen werde. Ich nehme an, „întâmpinare” bedeutet eine Stellungnahme oder ein Widerspruch vor Gericht.

Da ich nicht sehr gut Rumänisch spreche, stellt mich dies natürlich vor einige Probleme (vor allem bei gerichtlichen Dokumenten und Fachausdrücken). Ich bin Studentin, was die Einbeziehung eines
Anwalts hinsichtlich der Kosten erschwert. Mir ist klar, dass dieses Forum kein Ersatz für einen Anwalt darstellen kann, jedoch wäre ich für eure Hilfe sehr dankbar. Mein Vater möchte natürlich, dass ich ihn zu Rate ziehe und ihn alles Frage, was ich nicht verstehe, aber nach allem, was er abgezogen hat und wie er sich mit mir verhalten hat, habe ich überhaupt kein Vertrauen zu ihm. Mir ist klar geworden, dass er sehr egoistisch und eigennützig handelt. Es ist mir unheimlich schwer gefallen dies einzusehen, aber ich möchte mich von ihm nicht mehr manipulieren oder womöglich über den Tisch ziehen lassen. Er wollte für die Wohnung, in der meine Mutter 10 Jahre lang mit mir alleine gewohnt und die meine Mutter abbezahlt hat, von mir ausbezahlt haben. Und nun sehe ich es nicht ein, ihm in Rumänien einfach alles ohne irgendwelche Ansprüche zu überlassen. Mir ist vor allem wichtig, dass die Urne meiner Mutter nicht auf seinem Grundstück bleibt, denn er hat sich mir gegenüber schon geäußert, dass er dort alles verkaufen möchte und was mit der Urne geschehen soll, ist ungewiss. Er ist zu keinem Zeitpunkt zu Kompromissen bereit gewesen und lässt auch nicht mit sich reden. Mich würde nun interessieren, welchen Rat ihr für mich habt. Soll ich auf diese „Cerere de chemare in judecată” antworten und widersprechen? Ist es ratsam, einen Anwalt zu Rate zu ziehen? Außerdem ist das große Grundstück, das ich vorher erwähnt habe, überhaupt nicht aufgeführt, sondern nur zwei Immobilien, wobei ich vermute, dass es sich dabei um die zwei kleineren Häuser handelt. Ich habe irgendwo gelesen, dass es in Rumänien keine Gütertrennung gibt. Somit müsste das Grundstück, auf dem diese Häuser stehen, auch zum Teil meiner Mutter gehört haben oder liege ich da falsch? Auf Grund meines Studiums und meines Jobs habe ich weder Zeit noch die finanziellen Möglichkeiten für längere Zeit nach Rumänien zu gehen. Besteht denn die Möglichkeit diese Angelegenheit auch aus Deutschland zu klären? Und wie ist das mit der Frist von 25 Tagen? Der Brief ist datiert auf dem 24.08.2018, aber es steht drin "in termen de 25 zile de la primirea prezentei comunicari", also 25 Tage ab Erhalt dieses Schreibens. Ich habe es Mitte letzter Woche per E-Mail von ihm bekommen. Gilt dann die Frist ab dem Datum für mich?

Ich hoffe ihr habt einige gute Ratschläge für mich, denn ich fühle mich mit alldem ziemlich überfordert und allein. Ich bedanke mich im Voraus für eure Hilfe.
Henny
schrieb am 11.09.2018, 17:43 Uhr
Auf jeden Fall einen Anwalt einschalten...am besten wäre natürlich einer der kompetent genug ist und sich auch mit dem rumänischen Recht auskennt. Hierzu fällt mir eigentlich nur Herr Fabritius ein.

In wie weit er sich dieses, doch sehr heiklen Falles annehmen kann und wird, wird sich dann zeigen.
Wenn man aber die Fristen betrachtet, so ist Eile geboten!

Viel Glück!


P.S. Herren Bernd Fabritius über die Suchfunktion des Forums suchen und eine PN senden!
kaltenberg
schrieb am 11.09.2018, 19:25 Uhr
Hallo, die Geschichte ist sehr kompliziert und kann ohne RA. nicht zur Problemlösung führen.Zu welchem Regierungs-Bezirk gehört der neue Wohnsitz des Vaters.Ist er Deutscher Staatsbürger?
Eine Kostengünstige Lösung im Verfahren wird es nicht geben.
Ist eine Rechtsschutz-Versicherung vorhanden? Wenn ja muss mit dem Versicherer sofort Kontakt aufgenommen werden.
Diese wird dann die Kosten im Rechtsstreit übernehmen. Beauftragung erst nach zusage von der Recht-Schutversicherung an die Ra-Kanzlei von Ra. Dr.Bernd Fabritius. Im Verfahren geht um Fristen die wir als Laie nicht kennen können. Intimpinare heißt das Ihr Vater von irgendjemanden Rumänien verklagt wurde.Zur Klagabweisung muss eine Gegendarstellung gemacht werden.
Sie haben einen ganz Rücksichtslosen Rabenvater das muss man ganz klar nach der Beschreibung hier erkennen.
Ein komplizierter Fall, kann sehr teuer werden und lange dauern.Viel Erfolg.
Grüße
von Kaltenberg
Lorisetta
schrieb am 13.09.2018, 19:35 Uhr
Hallo und vielen Dank für die Antworten, ihr Lieben.

Ja, ich habe mittlerweile begriffen, was für ein Mensch es ist.

Leider habe ich keine Rechtsschutzversicherung, die für Erbfälle aufkommen würde. Aber natürlich bin ich bereit, soweit es mir möglich ist, auch einen fairen Preis zu zahlen. Ich habe bereits Herrn Fabritius kontaktiert. Leider habe ich bis jetzt noch keine Rückmeldung erhalten. Das Problem ist, dass die Frist zur Stellungnahme bald ausläuft und mein Vater mir die Dokumente erst vor wenigen Tagen geschickt hat. Ich versuche nun Schritt für Schritt vorzugehen bis ich jemanden habe, der mir in dieser Sache weiterhelfen kann.

In der "Cerere de chemare in judecata" steht geschrieben, dass ich auf mein Erbe komplett verzichten soll ohne jegliche Kompensationen (was ich natürlich nicht möchte). Hierzu soll ich nun Stellung nehmen. Ich weiß nun nicht, was der nächste Schritt ist bzw. wie ich dieser Forderung rechtskonform widersprechen kann.

Wenn ich dies tun würde, hätte ich erstmal etwas Zeit gewonnen um die weiteren Schritte zu gehen. Ich habe eine Vorlage gefunden und frage mich, ob diese geeignet ist, um der Forderung meines Vater zu widersprechen:

"Domnule Presedinte,

Subsemnatul [...], domiciliat in[...], in calitate de parat in dosarul nr.[...], cu termen la[....], depun prezenta


Intampinare

Prin care va solicitam respingerea cererii de chemare in judecata formulata de reclamantul[...].

Motivele intampinarii:

In fapt, aratam ca, prin cererea de chemare in judecata formulata de[...], s-a solicitat[...]
Avand in vedere faptul ca ( se arata mai intai exceptiile )[...], solicitam respingerea actiunii.
In ceea ce priveste cererea reclamantului, situatia in fapt si in drept este cu totul alta ( se raspunde la fiecare capat de cerere cat si la elementele de drept invocate in cerere)[...]
In drept, imi intemeiez cererea pe dispozitiile art.115-118 C.proc.civ.

Dovada cererii inteleg sa o fac cu : acte( trebuie enumerate si depuse copii de pe acestea), interogatoriul reclamantului, martori ( trebuie aratat numele si adresele acestora), expertiza( trebuie aratate obiectivele acesteia si ce anume vrea sa dovedeasca cu ea).

Depun intampinarea si actele de care am facut vorbire in[...]exemplare, unul pentru instanta si [...] pentru a fi comunicate reclamantului.

Data[...]


Semnatura[...]


Domnului Presedinte al...."


Ich bin für jede Hilfe dankbar.
kaltenberg
schrieb am 14.09.2018, 12:51 Uhr
Hallo Lorisetta, auf dem Gerichtsbescheid steht mit Sicherheit eine Telefon-Nr.vom Richter aus Rumänien.
Einfach dort anrufen und die Klage-Frist verlängern lassen.Begründung kann nachgereicht werden in Deutschland bis zwei Monate möglich.
Von dort/Gerichtsstelle kannst du auch einen R-Anwalt für die Vertretung in der Sache genannt bekommen/ Baroul de Avocati die bei diesem Gericht zugelassen sind.
Ansonsten musst du zwei Rechtsanwälte bezahlen.Einen in Deutschland und den zweiten der beim jeweiligen Gericht vor Ort zugelassen ist.In welcher Stadt ist der Prozess anberaumt.???
Die Erstberatung in Deutschland kostet um die 200,-€.
Gehe doch mal auf die Internetseite von Dr.Bernd Fabritius, und dann dort anrufen und das Problem angehen zu können.
Grüße
von Kaltenberg

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.