Klaus Johannis als Staatspräsident Rumäniens

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charlie
schrieb am 16.12.2019, 11:08 Uhr (am 16.12.2019, 11:15 Uhr geändert).
Etliche https://www.karlspreis.de/de/preistraeger
Ich glaube, der Grund ist ein ganz anderer: Johannis ist in einem Osteuropa, das sich zum Teil von der EU, der NATO und überhaupt von der liberalen Demokratie abwendet, das im Völkischen versinkt, aus Sicht der Proeuropäer (und darum geht es bei dem Preis) ein Hoffungsträger.
charlie
schrieb am 16.12.2019, 11:12 Uhr
Also Johannis ist kein Deutscher
Wie man's nimmt. Die meisten Wähler sehen ihn aber als Deutschen. Du musst bedenken, dass die meisten Wähler diese feinen Untercheide gar nicht kennen und machen.
Der Onkel
schrieb am 21.05.2020, 10:31 Uhr (am 21.05.2020, 10:47 Uhr geändert).
https://www.spiegel.de/politik/ausland/rumaenien-staatschef-klaus-johannis-wegen-diskriminierung-bestraft-a-616bf9a6-b645-42d7-92b5-247b2065038c#

Rumäniens Staatschef wegen Diskriminierung bestraft
Rumäniens Präsident Klaus Johannis muss rund 1000 Euro Strafe zahlen. Das entschied der Nationale Rat gegen Diskriminierung. Der Karlspreisträger hatte die ungarische Minderheit in seinem Land verunglimpft.
Ja ich weis, Spiegel-Artikel genießt man besser mit Vorsicht. Aber nachdem ich z.B. auf http://m.mediafax.ro nichts erklärendes gefunden habe, meine Frage an euch :

Würde mir jmd. hier bitte erläutern in wie fern Johannis "spezielle" Aussprache in ungarischem Akzent der ungarischen (?) Worte "Jó napot kívánok, PSD" ("Guten Tag, PSD")eine Diffamierung der Szekler Volksgruppe darstellen?

Noasbich
schrieb am 22.05.2020, 11:59 Uhr
Im ungarischen Alphabet gibt es ein "É" (ausgesprochen wie das deutsche "E") und ein "E" (ausgesprochen wie "Ä"). Nun kommt es vor, dass das einfache Szeklervolk vom Lande ungewollt, dieses "E" in der Kommunikation mit der rumänischen Bevölkerung des Landes anwendet. Johannis hat diesen Akzent bei der Ausprache des Kürzel PSD (also PäSäDä) imitiert.
bankban
schrieb am 22.05.2020, 21:49 Uhr
... und sich damit über die Ungarn lustig gemacht, sie verhöhnt. Von einem Staatspräsidenten erwartet man eher eine überethnische, übernationale Einstellung, die das Amt nicht mit dem Herabsinken in die Niederungen der Alltagspolitik beschmutzt. Und das hat Johannis aber gemacht. Von einer moralisch integren Person erwartet man nicht, dass sie jene verhöhnt, denen sie ihr Amt verdankt. Das hat Johannis aber gemacht, denn er wäre ohne die Stimmen der Ungarn gewiss kein Präsident geworden. Von einer ehrenvollen Person, die mit ihrer ethnischen Identität im Reinen ist, erwartet man nicht, dass sie eine Gruppe kollektiv beschimpft, die um ihr kollektives kulturelles und politisches Überleben kämpft. Doch Johannis ist mir seiner Identität nicht im Reinen, ist ehrlos und auch charakterlos.
bankban
schrieb am 23.05.2020, 06:51 Uhr
P.s. Dass die Redaktion der SbZ das Thema (zwar spät, aber immerhin) aufgegriffen und einen weitgehend objektiven Bericht veröffentlicht hat, dafür gebührt ihr Respekt.
bankban
schrieb am 23.05.2020, 21:48 Uhr
charlie
schrieb am 25.05.2020, 09:30 Uhr
Dem Lob für die Zeitung hier schliesse ich mich an.
Danke auch für die Erklärung, wieso Johannis Rede ein Hohn war.
Ich hatte gehofft, dass Johannis es irgendwie schafft, das irgendwie gerade zu rücken. Er hat es leider nicht mal versucht
azur
schrieb am 25.05.2020, 09:37 Uhr (am 25.05.2020, 09:38 Uhr geändert).
Der Vollständigkeit halber, anbei die Meinung von Bernd B. Fabritius (kopiert von fb) zu obigem Thema, welche ich für recht realistisch halte:

"Meine persönliche Meinung: Ich empfehle jedem, die Stellungnahme des Präsidenten selbst zu hören, bevor der Vorwurf der Hetze gegen Minderheiten bemüht wird.
Der Präsident kritisiert (zu Recht) eine heimtückische Aktion der rumänischen Sozialisten (PSD), eine derart relevante Frage, wie ein weitreichendes Autonomiegesetz für einen Teil des Staatsgebietes, in einem trickreichen Streich während der Krisenzeit, abseits einer notwendigen gesellschaftlichen Debatte, durch das Parlament zu bringen. Das ist keine Minderheitenhetze sondern Parteikritik wegen unredlichen Gebahrens der PSD.
Der Präsident ergreift (zugespitzt) inhaltlich Position gegen die im gerade noch verhinderten Gesetz vorgesehenen Autonomieregelungen der Autoren des Streiches. Diese Position bewerte ich nicht, es ist eine innere Angelegenheit Rumäniens. Für oder gegen Autonomie einer Region zu sein, ist noch lange keine „Hetze“!
Ganz persönlich hätte ich die (verständlich) emotionale Reaktion und auch die rhetorischen Zuspitzungen bei diesem heftigen Schlawinerstück der PSD vielleicht anders, eher staatsmännischer, formuliert. Geschmacksache.
Wer aber nun schnell „der Hetzer“ ruft (und den Grund der Positionierung des Präsidenten dabei noch völlig ausblendet), hetzt gezielt (gegen den Präsidenten).
Oder ein Vergleich: Man redet gar nicht über den Dieb sondern regt sich über den Wächter auf, weil dieser etwas zu laut „Achtung, ein Dieb!“ gerufen hat..."
charlie
schrieb am 25.05.2020, 10:47 Uhr
Fabritius hat in diesem Punkt nicht recht. Logisch nicht und inhaltlich auch nicht. Denn:
1. es ist Hetze
2. das Ziel (Angriff auf die PSD) rechtfertigt nicht die Mittel (Hetze)
3. Die Mittel (Hetze) sind für die Erreichung des Ziels (Angriff auf die PSD) nicht hilfreich
4. Das Ziel (Angriff auf die PSD) verändert nicht die Mittel. Die Hetze bleibt also auch dan Hetze, wenn das Ziel gerechtfertigt ist.

Ausserdem ist es extrem peinlich und unangebracht für den Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und Präsidenten des Bundes der Vertriebenen, völkische Hetze in Schutz zu nehmen oder sie nicht als solche zu erkennen.
Hugo L.
schrieb am 25.05.2020, 11:29 Uhr (am 25.05.2020, 11:35 Uhr geändert).
Herr Fabritius macht es sich zu einfach. Als Jurist unterschlägt er in seiner Reaktion, was er zweifellos weiß und wusste: von einem "trickreichen Streich während der Krisenzeit, abseits einer notwendigen gesellschaftlichen Debatte, durch das Parlament zu bringen" war keine Rede. Der Gesetzesentwurf wurde von Zsolt-Istvan Biro und József-György Kulcsar-Terza im Dezember 2019 eingereicht. Sämtliche Instanzen, die dazu ein "aviz" geben müssen (Consiliul Legislativ, Comitetul Economic şi Social, Regierung) haben den Entwurf negativ beschieden. Zur Abstimmung kam das Gesetz im Senat, nachdem die Abgeordnetenkammer die Debatte und Annahme innerhalb der Frist (45 Tage) verpennt hat. Es bestand nie auch nur der Hauch einer Wahrscheinlichkeit, dass dies Gesetz verabschiedet wird. Das war also, nochmals, kein "trickreicher Streich" oder ein "Schlawinerstück", sondern eine Formalität, die auch durch den Notstand erklärt werden kann. Und dies, ich sage es nochmals, muss Herrn Fabritius bekannt gewesen sein,
Dem Gedanken der überfälligen Dezentralisierung hat Iohannis damit nachhaltig einen mächtigen Bärendienst erwiesen. Und somit, indirekt, einmal mehr der PSD, dem Dieb (ohne Anführungszeichen) geholfen, da er seiner Rolle als Wächter nicht gerecht geworden ist.
Und dass die PNL dringend ein paar Feindbilder braucht, um von ihrem Absacken in den Umfragen abzulenken, und von den kommenden Wahlen und dem Interesse, diese Themen zu schüren, weiß auch jeder, der die Situation in Bukarest einigermaßen aufmerksam verfolgt. Dies darf bei diesem Thema nicht ausgeblendet werden.
bankban
schrieb am 25.05.2020, 14:12 Uhr
@ charlie und Hugo: freue mich über eure Wortmeldungen und nüchternen Stellungnahmen.
azur
schrieb am 26.05.2020, 07:18 Uhr (am 26.05.2020, 07:19 Uhr geändert).
@bankban, @Hugo L, @Charlie: Ich finde eure Bewertungen sehr einseitig, zugunsten der PSD dargestellt, wobei ihr alle drei so tut, als hätte Johannis den Konflikt ausgelöst und dieser Satz aus heiterem Himmel gefallen ist. Ihr blendet aus, dass es gleichzeitig eine Corona-Krise zu managen gab und derartig destabilisierende Aktionen zu diesem Zeitpunkt fehl am Platz waren. "Guten Tag PSD" auf ungarisch zu sagen, ist keine Glanzleistung, aber auch keine Hetze gegen die ungarische Minderheit. Ich persönlich finde die Meinung von Fabritius angemessen, auch wenn ich sonst vieles was er macht, kritisch sehe.
azur
schrieb am 26.05.2020, 07:32 Uhr (am 26.05.2020, 07:47 Uhr geändert).
...und Hugo, erklärt mir mal, welchen Zweck hat so eine Aktion, aus Sicht der PSD, wenn man von vorne an weiß, das sie nicht durch geht?
bankban
schrieb am 26.05.2020, 08:38 Uhr
@ azur: Könntest du es dir vorstellen, dass der deutsche Präsident oder Kanzler in einer ernsten Rede die hiesigen Türkischstämmigen anspricht und dabei den uns allen bekannten Slang gewisser türkischer Prolls nachäfft? Wäre dies möglich? Wohl nicht - oder? Und wieso nicht? Weil das eine Beleidigung der Gemeinschaft der Türken/Türkischstämmigen wäre. Warum ist das analog nicht auf Iohannissens Ansprache übertragbar?

Außerdem: Wäre es vorstellbar, dass der deutsche Kanzler alle Türkischstämmigen des Ausverkaufs des Landes zeihen würde? Wohl kaum.

Sowie: Hast du den FAZ-Artikel gelesen? Aus dem geht doch deutlich hervor, dass Anträge in Rumänien automatisch das Parlament passieren, wenn sie nicht behandelt werden. Dazu bedarf es keiner Absprachen etc. Und das ist passiert. Und als Iohannissen sprach, war es klar, dass er im Senat abgelehnt werden würde. Also: was nützte es, der PSD Absprachen in Hinterzimmern vorzuwerfen - außer Ängste und Hass in den einfach gestrickten Teilen der rumänischen Bevölkerung zu schüren? Nichts - oder?

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