Warum sind wir hier?

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.

gerri
schrieb am 02.04.2014, 19:20 Uhr
@ Und was sollten die Ungarn Deiner Meinung nach?
Das sollten dann die Andern alle auch,denn KEINER ist DORT vom Himmel gefallen.
jodradek
schrieb am 02.04.2014, 19:24 Uhr (am 02.04.2014, 19:24 Uhr geändert).
@ Und was sollten die Ungarn Deiner Meinung nach?

Die Ungarn mussten nicht raus. Sie haben kein Bedürfnis danach gehabt. Niemand hat sie vertrieben.
bankban
schrieb am 02.04.2014, 19:36 Uhr
Das ethnische Minderheitenschicksal ist als solches schon (im Zeitalter ethnischer Nationalstaaten und erst recht in dem von Möchtegern-Nationalstaaten wie Rumänien) menschenunwürdig und Grund, sich als Ge- und Vertriebener zu fühlen.
orbo
schrieb am 02.04.2014, 19:50 Uhr (am 02.04.2014, 19:54 Uhr geändert).
Das ethnische Minderheitenschicksal ist als solches schon (im Zeitalter ethnischer Nationalstaaten und erst recht in dem von Möchtegern-Nationalstaaten wie Rumänien) menschenunwürdig und Grund, sich als Ge- und Vertriebener zu fühlen.

Eine radikale These, die Du bei Nationalstaaten perse als gegeben siehst. Auf Argumente bin ich gespannt, da die UDMR erneut an der Regierung beteiligt ist.
Ein weiteres Gegenbeispiel: In Hermannstadt regiert ein Bürgermeister, welcher der deutschen Minderheit angehört und von der rumänischen Mehrheit mehrfach gewählt worden ist.

bb .... oder war Dein Kommentar einfach nur eine spontane Replik auf jodas Bemerkung? Einem das Dasein unangenehm zu machen und dann scheinheilig zu behaupten, niemand habe sie vertrieben, ist recht provokativ.
jodradek
schrieb am 02.04.2014, 19:59 Uhr
Ein weiteres Gegenbeispiel: In Hermannstadt regiert ein Bürgermeister, welcher der deutschen Minderheit angehört und von der rumänischen Mehrheit mehrfach gewählt worden ist.

Vielleicht wollen sie ihn mit zu viel Arbeit vertreiben?
TAFKA"P_C"
schrieb am 02.04.2014, 20:05 Uhr
Es war dort schon immer üblich, einen Vorzeigedeutschen zu haben. Mehr hätte die ethnische Mehrheit auch nicht ertragen.
gerri
schrieb am 02.04.2014, 20:28 Uhr (am 02.04.2014, 20:34 Uhr geändert).
Jodradek:
"Vielleicht wollen sie ihn mit zu viel Arbeit vertreiben?"

@Sie konnten ruhig schlafen die Fleissigen,wenn der Sachs die Geschäfte führt.....
bankban
schrieb am 02.04.2014, 20:29 Uhr (am 02.04.2014, 20:49 Uhr geändert).
Eine radikale These...

Ja, stimmt. Der Beitrag war aber keine spontane, unüberlegte Reaktion. Sondern entspringt meiner Überzeugung, und habe diese Meinung hier schon des Öfteren gepostet.
Wieso bin ich dieser Meinung? Nun, weil ich glaube, dass wenn die Mehrheitspolitiker eines multinationalen Staates (z.B. Rumänien seit 1918) behaupten, ihr Staat sei ein Nationalstaat und wenn sie zudem noch alles mögliche unternehmen, um die eigene Mehrheitsnation zu bevorzugen, dann fühlt man sich, dann muss man sich als Angehöriger einer ethnischen Minderheit schlecht fühlen. Denn alleine schon durch die schiere Masse, durch die numerische Dominanz ihrer Existenz, drängt die ethnische Mehrheit die Minderheit zurück und an den Rand ihrer Möglichkeiten. Hinzu kommt: Die Tatsache, in den Geschäften, auf dem Amt oder im Bus, also im Alltag scheel angesehen zu werden, weil man offenbar auffällt, da man nicht die Sprache und Sitten der Mehrheit teilt, ist ausgrenzend und damit erniedrigend. Die Tatsache, die eigene Kultur und eigenen kulturellen Angelegenheiten und Möglichkeiten nicht in dem Maße ausleben zu können, wie es eine eigenständige Nation ausleben kann (nur weil man über andere finanzielle, moralische und infrastrukturelle Mitteln verfügt), ist menschenunwürdig, weil diese beschränkten Möglichkeiten die eigene Kultur, die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten und die eigenen Seinsweisen verkümmern lassen. Und wenn, wie gesagt, hierzu nun auch noch Einschränkungen seitens der Mehrheitsnation dazukommen, welche die Minderheit drangsaliert (und es liegt laut übereinstimmender Meinung der Minderheitenforschung im Wesen der Nationalstaaten, auf die Assimilation der Minderheiten zu drängen!), dann ist es doch klar, dass ein solches Leben als Angehöriger einer ethnischen Minderheit in einem ethnischen Nationalstaat ein Leben zweiter Klasse, mithin ein menschenunwürdiges Leben ist.

P.s. Obwohl ich Rumänien als Beispiel angegeben habe, bezieht sich das Gesagte auf alle Nationalstaaten des 20. und 21. Jahrhunderts, insbesondere in Europa: also auch auf Ungarn, Polen, Deutschland, Italien, Spanien usw. Nur selten und seltenst lässt sich das Verhältnis Mehrheit-Minderheit so regeln (durch Autonomien usw.), dass dieses Minderheitenleben menschenwürdig ist. In Südtirol soll das gelungen sein. Ich weiß es nicht, hatte noch keine Gelegenheit, mich mit einem Südtiroler diesbezüglich zu unterhalten. ihr wisst aber, dass es Absetzbewegungen in Belgien, Schottland, dem Baskenland etc. gibt. Wieso wohl?
jodradek
schrieb am 02.04.2014, 20:54 Uhr
Die Tatsache, in den Geschäften, auf dem Amt oder im Bus, also im Alltag scheel angesehen zu werden, weil man offenbar auffällt, da man nicht die Sprache und Sitten der Mehrheit teilt

Sie haben Recht!
In Covasna (und nicht nur) ohne Ungarisch kommt man nicht sehr weit.
orbo
schrieb am 02.04.2014, 21:10 Uhr (am 02.04.2014, 21:11 Uhr geändert).
Es war dort schon immer üblich, einen Vorzeigedeutschen zu haben. Mehr hätte die ethnische Mehrheit auch nicht ertragen.

Schon alleine die Vorstellung, den "Vorzeigedeutschen" als Innenminister ertragen zu müssen, war für die Mehrheitler (= rus. bolseviki) unerträglich und führte eine bereits kränkelnde Regierung endgültig zum Bruch....

Sie konnten ruhig schlafen die "Fleissigen", wenn der Sachs die Geschäfte führt.....
Na eben nicht. Wer weiß, was der noch aufdeckt und ändert...
sibihans
schrieb am 02.04.2014, 21:14 Uhr
Warum ... müssen?
Hat jemand was gemusst?

Wie die Siebenbürger Sachsen seit 1921 systematisch enteignet wurden

„Seit 1918, seit der Zugehörigkeit Siebenbürgens zu Rumänien, neigt sich das Schicksal der Siebenbürger Sachsen seinem Ende zu. Der natürliche ‚ad retinendam corona‘ zu schützende Karpatenwall des Abendlandes war gebrochen. Bereits in der großen Nationalversammlung 1920 in Hermannstadt wurde deutlich, dass die geplante Agrarreform als Mittel zur Rumänisierung dienen sollte.

Somit war die Agrarreform von 1921 ein erster Schlag gegen die Existenzgrundlage der Siebenbürger Sachsen. Um die Enteignungen in Siebenbürgen und im Banat auszuweiten, wurden zwei Durchführungsbestimmungen erlassen, wonach die Bemessungsgrundlage für Siebenbürgen das Joch (0,57 ha) und im Altreich das Hektar (1,75 Joch) las Flächenmaß galt! Im Altreich durfte der Grundbesitzer mehrere Güter bis zu einer Betriebsgröße von 100 Hektar (175 Joch) behalten, während in Siebenbürgen die Gesamtfläche auf 100 Joch (57 ha) begrenzt war. Im Altreich blieb der Waldbesitz unangetastet, in Siebenbürgen aber dem auf 100 Joch begrenzten Besitz zugerechnet. Aufgrund dieser Sonderbestimmungen wurde den Siebenbürger Sachsen auch ein Großteil des Grundbesitzes enteignet, der der evangelischen Kirche, den Stiftungen und Körperschaften als Gemeinschaftsgut (auch als ‚Gemeinerde‘ und ‚Allmende‘ bezeichnet) gehörte.

Durch diese den siebenbürgischen Verhältnissen speziell zugedachte ‚Durchführungsverordnung des Agrarreformgesetzes für Siebenbürgen‘ vom 31. Oktober 1921 wurden der Schäßburger Stadtgemeinschaft, den sächsischen Stadtbauern und der evangelischen Kirche 824 Hektar (Äcker, Wiesen und Wald) auf der Schäßburger Gemarkung und 1198 Hektar au dem ‚Woßlinger Gut‘ (meist Wiesen und Weiden), insgesamt 2022 Hektar Grund und Boden enteignet und Rumänen zugesprochen.

Die Folge: Das Geld wurde in den bäuerlichen Betrieben so knapp, dass z.B. Zucker ein Luxusartikel wurde. Konkurse, Zahlungsunfähigkeiten, Zwangsvollstreckungen und Grundstücksverkäufe an Rumänen waren an der Tagesordnung. Die großen Verluste an sächsischem Boden, berichtet Albert Reinhardt 1929 im ‚Groß-Kokler Boten‘, zwangen die Schäßburger Bauern, in das Handwerk oder in den Fuhrmannsberuf auszuweichen und ihre Töchter und Söhne zur Fabriksarbeit.“

Aus „Landwirtschaft und Waldbau der Stadt Schäßburg bis 1945“, Paul Abraham und Heinz Brandsch, Archiv Gundelsheim, 1994.
gerri
schrieb am 02.04.2014, 21:30 Uhr
Orbo:
"Sie konnten ruhig schlafen die "Fleissigen", wenn der Sachs die Geschäfte führt."

@ Das hatte ich für die Zeit gemeint wo er in Hermannstadt immer wieder gewählt wurde.
orbo
schrieb am 02.04.2014, 21:30 Uhr (am 02.04.2014, 21:36 Uhr geändert).
@bankban, danke für die Ergänzung.

Nun, weil ich glaube, dass wenn die Mehrheitspolitiker eines multinationalen Staates (z.B. Rumänien seit 1918) behaupten, ihr Staat sei ein Nationalstaat und wenn sie zudem noch alles mögliche unternehmen, um die eigene Mehrheitsnation zu bevorzugen, dann fühlt man sich, dann muss man sich als Angehöriger einer ethnischen Minderheit schlecht fühlen.

Ja, diese Drangsalierungen haben existiert und es wird sie auch noch eine Weile geben. Man könnte jetzt meinen, die einen sind nicht besser als die anderen. Es liegt aber in der Souveranität und Verantwortung der Mehrheitsbevölkerung, den Minderheiten gegenüber tolerant aufzutreten. Dann braucht diese nicht ständig das Bedürfnis zu haben, sich behaupten zu müssen.

"Rumänien seit 1918"
Hier plädiere ich für ein differenzierte Betrachtung: Nach der Marea Unire sah sich die rumänische Regierung in Bukarest unter Zugzwang, gegen deren Auswüchse auch ein N. Iorga nichts entgegensetzen konnte. Die kommunistischen Führer haben - nicht nur in Rumänien - ihre Daseinsberechtigung in nationalistischem Gehabe zu legitimieren versucht: klar zu Lasten der ethnischen Minderheiten. Die Postdezember-Regierungen taten sich auch schwer, beteiligten aber immer wieder die UDMR an der Regierung und förderten Kultureinirchtungen der Minderheiten. Bleibt zu hoffen, dass K. Humor es schafft, nun ein Minderheitengesetz auf den Weg zu bekommen und Rechte zu festigen. Um Drangsalierungen beizulegen - daran müssen alle mitwirken...

Südtirolr ist ein gutes Beispiel...

Die aktuellen Abspaltungsbestrebungen in Venedig, Katalonien usw. haben etwas mit der Unzufriedenheit derjenigen zu tun, die emsig schuften und es Leid sind, für die anderen "im Süden" zu blechen... Denn die Freiheiten einer regionalen ethnnischen Minderheit geniessen diejenigen bereits. Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es in Transilvania/Erdely/Siebenbürgen auch einige, die sich gegenüber denjenigen "im Süden" finanziell abkoppeln wollen. Mal sehen, was die Reggionalisierung bringt, soweit sie noch in dieser Wahlperiode kommt.
orbo
schrieb am 02.04.2014, 21:31 Uhr (am 02.04.2014, 21:32 Uhr geändert).
@gerri, schon recht... Habe Deinen Gedanken nur aufgegriffen und für die Möglichkeit als Innenminister weiter entwickelt...
bankban
schrieb am 02.04.2014, 22:01 Uhr
http://www.deutschlandfunk.de/karpatenbeben-spurensuche-unter-ungarns-grenzgangern-pdf.download.a128a04b03981e9db377db371fe08a51.pdf

Menschenunwürdig

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.